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Nürnberg griddisch #1 (2009 - 10/2011)

Autor: rijo

Titel: Warme Worte für wunde Augen

Datum: 22.10.2011


Gloria, Victoria - vom Köpfleinsberg ausgeliehen
(Grafik: rijo)

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Wenn uns jemand wie Dr. Helmut Haberkamm - Unwissende sollten schleunigst schamrot unten auf den Link klicken - mittels E-Mail vom 14. Oktober diese Ausrufe ins Stammbuch meißelt, können wir mit Nürnberg griddisch nicht ganz falsch liegen bzw. leiden wir in bester Gesellschaft unter der fortschreitenden Verbratwurstung:

Großartige Bestandsaufnahmen!
Unbedingt weitermachen!

Versprochen - bis man / frau wieder ohne Sonnenbrille, Ohrstöpsel und Wäscheklammer auf der Nase durch die Stadt laufen oder die Zeitung lesen kann.


Links:

Helmut Haberkamms Website

Auf geht's!

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Autor: rijo

Titel: Katerstimmung

Datum: 22.10.2011




Das letzte Einhorn auf der Fleischbrücke
(Aufnahme: Susanne Rieger, 01.10.2011)


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Frohsinnsreste auf dem Lorenzer Platz
(Aufnahme: Susanne Rieger, 04.10.2011)


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Wenn die wählen könnten, gäbe es stabile Mehrheiten für Endlosevents
und die Abschaffung von Straßenreinigung und Ordnungspolizei
(Aufnahme: Gerhard Jochem, 17.10.2011)


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Fischmarkt auf dem Jakobsplatz: Wie viel muss man saufen, um den Verhau gemütlich zu finden?
(Aufnahme: Gerhard Jochem, 18.10.2011)

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Nach all der zum Brüllen zünftigen Gaudi der Sommersaison liegt kurzzeitig eine pelzige Benommenheit über der Stadt, wie sie sich nun mal nach dem chronischen Missbrauch von Kai Piranha in Verbindung mit Gulasch Hawaii unter echt originalen chinesischen Plastikpalmen einstellen muss. Das Volk blickt wie in einem fremden Schlafzimmer aufwachend etwas desorientiert und glasig um sich und erkennt u.a., dass in dem Trubel - uups! - dem ewigen Ochsen auf der Fleischbrücke ein nicht ganz unwesentliches Teil abhanden gekommen ist. In Deutschlands Fun-Medrobole fällt es also keinem mehr auf, wenn jemand an einem selbst nächtens selten menschenleeren Ort auf einen weithin sichtbaren Torbogen kraxelt, dort ein Horn abschraubt und sich anschließend damit aus dem Staub macht. Vielleicht gingen die Zeugen des Vorgangs aber auch davon aus, dass es sich um einen vom Sportamt gesponserten Kletterwettbewerb handelt.

Das so geschändete Rindvieh seinerseits schaut ungläubig hinüber auf den Hauptmarkt, dessen Pflasterung - oh Wunder! - durch das tonnenweise Aufschütten von Erde durch Baumaschinen für den superspektakulären District Ride - erinnert sich jemand auch nur noch an einen Teilnehmer? - Schaden genommen hat. Einige Verschwörungstheoretiker vermuten dahinter zwar den bauernschlauen Versuch der Stadtverwaltung, den schon zuvor maroden Belag auf Kosten der Veranstalter sanieren zu lassen, aber das ist wohl zuviel der intellektuellen Ehre. Fest steht nur, dass jeder so oder so verbleibende Restbetrag vom wehrlosen Steuerzahler beglichen wird, außer das Amt für innovative Finanzierungsmodelle findet beim regionalen Tiefbaugewerbe doch noch Förderer eines District Plastering Jam.

Während der kühler werdende Wind tagelang die Spuren einer glamourösen Spaßbolzenfete rheinländischer Dimension über den Lorenzer Platz weht - ein zeitnaher Reinigungseinsatz käme nicht einmal für Privatpatienten in die Mülltüte, geschweige denn das Untersagen von solchem Nonsens - sitzt auf der Insel Schütt eine übergewichtige Ratte in die Mittagsonne blinzelnd am Wegesrand, verzehrt die nahrhaften Hinterlassenschaften des Altstadtfestes und denkt sicher amüsiert an die dort neuerdings stattfindende Dirndl- und Lederhosenparade derjenigen, die sich - scheint's - das Bayernticket zum Münchner Oktoberfest (oder dessen kriminelle Bierpreise) nicht leisten können. Weniger lustig findet sie allerdings die Störung ihrer Nachtruhe durch Alleinunterhalter, die klassisches US-Liedgut wie Country Roads u.ä. vergewaltigen, und ihr krakeelendes Publikum. Im Gegensatz zu den Anwohner(inne)n hätte sie aber wenigstens die Möglichkeit, sich darüber beim Tierschutzverein zu beschweren.

Ihre geflügelten Freunde in der Altstadt haben die fetten Monate zu ungezügelter Vermehrung und Entwicklung possierlicher Krankheiten genutzt, die zu Gefiederausfall, mit Eiter verklebten Augen und verkrüppelten Füßen führen. Wir wünschen den Idiot(inn)en, die diese räudigen Viecher auch noch füttern, von ganzem Herzen, dass die Infektion für Menschen ansteckend ist.

Das sind unhaltbare Zustände - die allmähliche Ausnüchterung weiter Teile der Bevölkerung, versteht sich! Deshalb bescheren uns die Bestimmer zur Überbrückung bis zum Glühweineimersaufen, gemeinhin Christkindlesmarkt genannt, den überaus stimmungsvollen und ortsbezogenen Fischmarkt auf dem Jakobsplatz, der sich demnächst bis zum Plärrer ausdehnen wird und Fußgänger(innen) zugunsten von in aller Öffentlichkeit Alkohol konsumierenden Rauschhuber(inne)n auf die Fahrbahn zwingt. Dass beides eigentlich stadtsatzungsgemäß verboten ist, erregt niemand mehr, denn schließlich werden durch diese nachhaltige strukturpolitische Maßnahme unzählige Jobs (auf dem Level von Galeerensklaven) geschaffen und exorbitante Mehreinnahmen erzielt (die wohl in Onkel Dagoberts Geldspeicher landen, jedenfalls keine sichtbaren Auswirkungen im Stadtbild haben).

Marx sagte bekanntlich, Religion sei Opium fürs Volk. So exotische Substanzen braucht man im 21. Jahrhundert nicht mehr, um den Leuten das Hinschauen und Nachdenken zu ersparen. Dafür genügt permanentes hirnloses Remmidemmi auf Ballermann-Niveau. Gott ist nicht tot, sondern nur zu Tode gelangweilt, wenn er durch den Herbstnebel auf das von jedem Sinn oder Zweck befreite Gewusel in unserem mittelfränkischen Schlumpfhausen schaut.


Links:

Action!

Da hast dein' Dreck!

Ganz große Sch...

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Autor: rijo

Titel: Backblech

Datum: 22.10.2011




Falsche Unterwürfigkeit im März 2009
(alle Aufnahmen: Susanne Rieger)


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Gefolgt von selbstbewusster Is-mir-doch-worscht-Optik im Oktober 2011

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So verschönert ein Nürnberger Traditionsunternehmen seine Stadt

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Auch die Konkurrenz ist im April 2009 noch rustikal & ohne jeden Esprit

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Und erreicht erst im Oktober 2011 mit ihrer Alu-Fressbarrikade das Verschandelungsmaximum

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Notorische Kritikaster (wie z.B. wir) mögen den nagenden Eindruck haben, dass Nürnberg in den letzten gut 200 Jahren auf manchen Gebieten den Anschluss verloren hat und deshalb dem berühmten örtlichen Witz ein Aber-, Irr- oder schlechter voranstellen wollen. Was sie und die übrige unwissende Welt dabei übersehen, ist die führende Rolle der Stadt in Fragen der Optimierung des Designs von Brezenbuden zu architektonischen Höchstleistungen, die wir hiermit erstmals fotografisch belegen.

Versucht sich das Modell in Bild 1 noch in Formensprache und Material an seine hoffnungslos veraltete Umgebung anzubiedern, haut sein Nachfolger zweieinhalb Jahre später dem verschnarchten Weißen Turm optisch das Blech nur so um die Ohren und macht unerbittlich klar, dass die irgendwo zwischen Konservendose und Hundehütte chargierende Baulichkeit im Zweifelsfall noch länger dastehen wird als er, da sie ungelogen einen witterungsgeschützten CEO-Posten mit Aktienoptionen bietet - wenigstens bis sich der Laugegebäckautomat mit Touchscreen durchgesetzt hat. Da kann die ehemalige Deutschherrenkommende im Hintergrund mit ihrer verlogen verwurzelten Sandsteinfassade und der Kuppel von St. Elisabeth gegen Geschmacklosigkeit ohne jeden Ortsbezug angreinen, wie sie will: Wenn sich eines der beiden stadtweiten Brezelimperien zwecks Aufmerksamkeitswert Verkaufsstellen in Form von vier Meter hohen Nirosta-Schniepeln einbilden würde, würden wir auf den Weg und das Ergebnis der Entscheidungsfindung keine Wette annehmen (Noja, etwas gewöhnungsbedürftig, aber man muss doch mit der Zeit gehen ...).

Die Aufwertung der ohnehin mit gestalterischen Höhepunkten gespickten Breiten Gasse durch den Austausch des hölzernen Mini-Kavallerieforts mit einem in Swerdlowsk aus gebrauchten Panzerplatten vorgestanzten urbanen Geräteschuppen sticht selbst uns Laien ins Auge (aua!) und hat nichts mit dem farbenfrohen Bauarbeiterlaufstall zu tun, der zum Zeitpunkt der Aufnahme (mal wieder) die Plempelmeile zierte. In spannungsreichem Dialog mit dem gegenüberliegenden scheußlichen Lotto-Hexenhäuschen und keck wie dieses mittels dachseitig angebrachtem Firmenwappen anfliegenden Tauben (leider bisher noch keinem Kampfbomber) den Weg weisend wird der Salzteiggewächshausdingsbumskiosk sicher schnell Eingang in die Architekturführer finden, zumal Glasblasenfront und überdimensionierte Schreibtischlampe hinter / neben ihm den Eindruck von wahllos zusammengewürfeltem achtziger Jahre Mobiliar noch kraftvoll unterstreichen.

Wir warten nun hoffnungsfroh auf die Ankunft internationaler Delegationen, die sich im Blech- und Brezenmekka aus eigener Anschauung Anregungen holen, womit man eine unschuldige City, ihre ebensolchen Bewohner(inne)n und Besucher(inne)n nicht ästhetisch quälen sollte, außer man will sie kollektiv für etwas bestrafen, etwa für den eigenen Mangel an jeglichem Stilempfinden.


Link:

Ufo-Alarm in der Fußgängerzone!

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Autor: rijo

Titel: Quo vadis?

Datum: 09.10.2011


(beide Aufnahmen: Susanne Rieger, 01.10.2011)

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So schaut also Cultura Italia in Norimberga während des Herbstverkaufsmarkts - man macht sich schon gar nicht mehr die Mühe, irgendeinen heimelig-pseudorustikalen Namen für die regelmäßigen Schrottshows zu erfinden: Hopp kauf, Du Konsumdepp! - aus: Provinz passt wie der Finger im ohnehin schmerzenden Auge, ansonsten grande mobilia mista con palma di Mallorca, der den Passanten in der schmalen, schummrigen Gasse unterhalb der Terrasse am Hauptmarkt im Weg steht und keine Fluchtmöglichkeit lässt.

Bekanntlich war eine der Begleiterscheinungen des Untergangs des Imperium Romanum neben Christenverfolgung und Käsefondueorgien grottenschlechter Geschmack. Bevor wir uns da hinsetzen, gehen wir jedenfalls lieber auf eine Bunga-Bunga-Party bei Berlusconi.


Links:

Nürnberger Cultur im Wandel der Jahrhunderte

Nürnberg hält fit

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Autor: rijo

Titel: Der Überwachungsstaat

Datum: 26.09.2011


(Aufnahme: Gerhard Jochem, 25.09.2011)

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Was man wohl tun muss, damit ein Pflanzkübel (mit einigen nicht im Bild befindlichen baugleichen Artgenossen) unter Polizeischutz gestellt wird? Ist er in einem Zeugenschutzprogramm oder gehört der darin bis zu seinem postsaisonalen Geschreddertwerden vor sich hinvegetierende Buchsbaum zu einer gefährdeten Unterart? Jedenfalls sind wir beruhigt, dass zumindest vor Schnickschnack-Geschäften in der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße noch Law & Order herrschen und dort die Ordnungshüter wenigstens als abschreckende Aufkleber präsent sind.

Ob es auch zur Sicherheit der zweibeinigen urbanen Fauna beitragen würde, wenn wir alle uns solche Wapperl auf die Stirn pappen würden, z.B. um nicht von wieder einmal vorbildlich ohne zu blinken abbiegenden Streifenwagen überfahren zu werden? Es wäre jedenfalls ein Beitrag zur realsatirischen Aufwertung des Alltags.


Link:

Nürnberg hält fit

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Autor: rijo

Titel: Da hast dein' Dreck!

Datum: 25.09.2011




Willkommen beim Nürnberger Altmüllfest!
(beide Aufnahmen: Gerhard Jochem, 24.09.2011)


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Wir stellen uns das so vor: Immer wenn in Nürnberg ein Mülleimer überzuquellen droht, schrillen in der atombombensicheren Kommandozentrale des Sevicebetriebs öffentlicher Raum, kurz & knackig (beknackt?) SöR geheißen, tief im Burgberg die Alarmglocken. Panik droht, Ratlosigkeit macht sich breit, doch alte Abfallhasen wissen, was zu tun ist: Per Funk werden alle im Einsatz befindlichen Teams gewarnt, sich ja nicht dem entsprechenden Behälter zu nähern. Ein Aufatmen geht durch die Reihen, man tupft sich die Schweißperlen von der Stirn, der Supergau einer Spontanleerung konnte wieder einmal vermieden werden.

Diesen Eindruck vermitteln jedenfalls regelmäßig nach Großveranstaltungen oder auch nur etwas belebteren Einkaufssamstagen die Entsorgungseinrichtungen in der Fußgängerzone. Es scheint eine größere logistische Herausforderung als ein Weltraumrendezvous zu sein, einen Müllmann zum richtigen Zeitpunkt an den Ort zu beordern, wo sich gerade der Dreck häuft, zumal die Menschen die Frechheit besitzen, nicht nur zu den Geschäftszeiten von SöR Unrat zu produzieren.

Nach dem erfolgreichen Beispiel von Post und VAG schlagen wir deshalb eine durchgreifende Reform dieses Grundversorgungsbereichs jeder Kommune vor, mit dem Ziel einer nachhaltigen Disziplinierung der Bevölkerung und gleichzeitigen Gewinn- bzw. Spaßmaximierung für die Mitarbeiter:

* Abbau sämtlicher Mülleimer im Stadtgebiet, die nicht bis auf einen Millimeter mit einem Lkw anzufahren sind. Die vorhandenen Halterungen können anderweitig weiter genutzt werden, z.B. zum Anbringen von Werbeflächen der Stadtreklame, Lyrikhörstationen oder als offizielle Taubenfütterplätze.

* Die verbleibenden Behälter werden mit einer Klappe versehen, die sich nur bei Bezahlung einer Entsorgungsgebühr öffnet. Hierfür können wahlweise Einmal- oder Tageskarten gelöst werden.

* Nicht mehr als insgesamt zehn Eimer werden mit einem roten Punkt versehen und auch an Sonn- und Feiertagen geleert. Ein Müllleitsystem führt Entsorgungswillige auf den landschaftlich schönsten Strecken zu ihnen. Natürlich wird für diese Dienstleistung an Wochenenden ein Aufschlag fällig, schon allein um die moralische Entrüstung der betroffenen Mitarbeiter (Iiich? Am Sonntag?? Da raus??? Es regnet!!!!) etwas zu dämpfen.

* SöR übernimmt das alte Volksbad (s. Link) als VIP Garbage Lounge, wo Premiumkunden mit der Goldenen Müllkarte ihre Pappbecher und Tempotaschentücher unter den Klängen von Händels Wassermusik in Jugendstil-Porzellan-Amphoren werfen können.

* Offensichtlich bereitet es zwar schon jetzt den Beteiligten ein kindliches Vergnügen, beim ökologisch äußerst effizienten Abfahren der Mülleimer in der samstäglich vollen Karolinenstraße mit einem von mindestens drei Mann besetzten Laster, dessen Motor auch im Stehen ständig läuft, die Passanten vor sich herzuscheuchen oder zwischen ihnen Slalom zu fahren, aber die Tätigkeit der Entsorgungsspezialisten könnte noch wesentlich attraktiver gestaltet werden, z.B. durch modischere Berufskleidung (Signalorange passt nicht zu jedem Typ und zieht unangenehmerweise die allgemeine Aufmerksamkeit auf den Träger - wie wäre es mit weißen Glacehandschuhen, Stulpenstiefeln und fliederfarbenen Rüschenhemden nach Art der drei Musketiere?) und einen stilvolleren Fahrzeugpark (eine Harley Davidson mit Beiwagen für jeden Mitarbeiter im Außendienst).

Alles Quatsch? Auch nicht mehr als das, was realiter (nicht) läuft.


Links:

Erkenntnisverweigerungsrecht

Auf geht's! (zum Volksbad)

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Autor: rijo

Titel: Hurra, Nürnberg ist in der Champignons League!

Datum: 21.09.2011




Wachs- & Wattekugeln für alle!
(Grafik: rijo by courtesy of Ohropax - der letzten Rettung!)


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Screenshot aus nz-online.de (s.u. Links)

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Straßenlärmkarte mit Noise Score
(wowy!): Bei Gelb bis Lila rauscht's zunehmend, bei Grün zirpen die Grillen, z.B. am Hauptmarkt und im Burgviertel
(Quelle: Stadt Nürnberg)

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Peinlich, peinlich: Da werden Gazillionen fürs Stadtmarketing ausgegeben und dann gerät unser Nürnberg gerade dafür auf ein Siegertreppchen, dass es die drittlauteste Großstadt Deutschlands ist - hinter den Perlen des Nachkriegsstädtebaus Hannover und Frankfurt am Main (s. NZ vom 20.09.2011). Damit haben wir zwar endlich immerhin eine nationale Bronzemedaille gewonnen und auf irgendeinem Gebiet Berlin (Platz 6) Hamburg (Platz 13) und sogar das verhasste München (Platz 7) hinter uns gelassen, aber ein Ruhmesblatt ist das nicht wirklich.

Für seine der Preisverleihung zugrunde liegende Analyse hat das Fraunhofer-Institut für Bauphysik im Auftrag der Stiftung des Hörgeräteherstellers (!) Geers die Lärmbelastungskarten von 27 deutschen Großstädten mit mehr als 250.000 Einwohnern ausgewertet - die sich allerdings auf den Straßen-, Flug- oder Bahnverkehr fokussieren, wie oben das Nürnberger Beispiel zeigt. Nach der lokalen Straßengwerchkarte ist das Stadtgebiet somit zwar von brüllend lauten lila Verkehrskrampfadern durchzogen, die Altstadt aber ebenso idyllisch beruhigend grün gefärbt wie Erlenstegen oder Mögeldorf ... - Wie soll so ein Nonsens die Ausgangsbasis für ein Vorgehen gegen die wirkliche Krachbelästigung der Einwohner(innen) bilden? Oder andersrum: Wer definiert Lärm, wenn nicht die Betroffenen selbst? Jedenfalls scheint das Thema den - mehrheitlich nicht mit Tretrollern in die Innenstadt einpendelnden - Entscheidern, die (wie bei der Feinstaubbelastung) schon wieder abwiegeln (kamma so nedd sog'n), nicht unbedingt auf den Nägeln zu brennen: Besucht man die offizielle Website Lärm in Nürnberg (gibt's wirklich, trotzdem nicht empfehlenswert außer zum Ärgern, deshalb auch kein Pfad dorthin), stammt die letzte dort veröffentlichte Pressemitteilung vom 1. Februar 2010. Wenigstens hier herrscht absolute Ruhe.

Als jahrelange Anwohner einer innerstädtischen Hauptverkehrsstraße können wir nur feststellen, dass man sich an das Geräusch fließenden Verkehrs mit der Zeit auch ohne Schallschutzfenster gewöhnt (freilich nicht an den schwarzen Ruß auf den Fensterbrettern nach dem Lüften). Nicht abhärten kann man sich jedoch erfahrungsgemäß gegen mitternächtliche Hupkonzerte, die Dauerbeschallung aus sperrangelweit offenen Kneipenfenstern oder das ohrenbetäubende Geknatter von Autos und Motorrädern, die hörbar mit abgesägten Auspuffrohren unterwegs sind.

Wir glauben, dass es für diese drei Beispiele u.v.a.m. Vorgaben aus der guten alten Zeit geben muss, als noch nicht der Grundsatz galt Anything goes bzw. Jeder für sich und Gott gegen uns alle. Es müsste sich nur jemand finden, der sie heute durchsetzt. Also: Raus aus den Büros und Streifenwagen, ihr uniformierten und zivilen, uninformierten Wächter der Ordnung, auf Schusters Rappen naus auf'd Gass' mit Geräuschmessern, und zwar zu Zeiten und an Orte, wo es wirklich scheppert, knallt und brummt, ohne dass man / frau als brave(r) Stadtbürger(in) vor euch Obrigkeitsvertretern unterwürfig auf Knien herumrutschen muss! Das gehört ebenso zum Lärmschutz wie wahnsinnig teure Wände und Wälle, die nachträglich da hingestellt werden müssen, wo man die Wohnbebauung zu nahe an die Ausfallstraßen heranrücken ließ.

P.S.: Das heurige Altstadtfest nähert sich einem neuen Besucherrekord. Die Erkrankten sollte man - nüchtern und ohne Schäufele! - für einen Tag an das Kinderkarussell auf dem Gewerbemuseumsplatz fesseln, um sie mit 20 x dem Lied der Biene Maja zu kurieren.


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Lärme nicht!

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Autor: Gerhard Jochem

Titel: Ganz große Sch...

Datum: 19.09.2011




Geld versetzt Berge - und das Volk staunt
(alle Aufnahmen: Gerhard Jochem, 09.09.2011)


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Todesmutig stürzen sich junge Männer aus einem Flurfenster des Rathauses - das möchten wir öfter sehen, möglichst ohne Rampe & Fallschirm, dann wird's spannender

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Hätten Sie's erkannt? Weder Ägypten noch der Westwall, sondern zwischen Sebaldkirche und historischem Rathausbau

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Fast-Food-Angebot von Rindviechern für Rindviecher auf dem Sebalder Platz

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Der Tschubis Mitsch aus Kanada, des is scho a wuida Krippi (klingt bairisch einfach besser): rattenscharfe Hightech-Übertragung der atemberaubenden Vorgänge, die sich live um die andere Ecke der Sebaldkirche abspielen

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Noch ist das Dürer-Denkmal nicht in den Parcours einbezogen oder in den Farben der Sponsoren bemalt. - Apropos: Wer weist endlich den Potenzbrause-Hersteller auf den Ochsen an der Fleischbrücke als Dauerwerbeträger hin? Eine sträflich vernachlässigte Einnahmequelle!

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Wenn einen Hund und / oder sein Herrchen bzw. Frauchen mitten auf dem Nürnberger Hauptmarkt ein übermächtiges tierisches / menschliches Bedürfnis überkommt und er / sie dort ein Häufchen hinterlässt, kriegen sie ziemliche Probleme. - Was haben sie falsch gemacht?

1) Sie haben zuvor keine gebührenpflichtige Sondernutzungsgenehmigung eingeholt.

2) Sie haben für den Event keine angesagten Sponsoren geworben, ihn als Ausdruck der aktuellen Jugendkultur deklariert und neben dem Schauplatz keine Großbildleinwand zu dessen Live-Übertragung (mit Superzeitlupe) aufgestellt.

3) Sie waren zu bescheiden, denn auch hier gilt: Nicht kleckern, sondern klotzen = nicht ein mickriges Häufchen, sondern drei Riesenhaufen, verteilt zwischen Rathaus und dem Mittelpunkt der Stadt!

Ansonsten bestanden ästhetisch gesehen zwischen dem angenommenen Erleichterungsvorgang und dem, was sich 9. und 10. September 2011 in der Altstadt abspielte, keine augenfälligen Unterschiede: Als habe sich ein Riesenmaulwurf den Burgberg hinaufgebuddelt, lag meterhoch Erdreich hinter Absperrgittern in der Gegend herum (wir vermissten nur den üblichen Wüstensand, hätte für Aktive und Zuschauer gerade in scharfen Kurven einen zusätzlichen Thrill gebracht). Allerlei Gerüste, Verschläge, Rampen, Bühnen, Strohballen und Kabel gaben dem Viertel eine Anmutung zwischen Tiefbaustelle und Mad-Max-Endzeitvision mit Werbebannern. Dazwischen wimmelte es von Polizei und Sanitätern - glücklich, wer hier ausgeraubt wurde oder einen Herzinfarkt bekam.

Interessant zu beobachten waren die Reaktionen des Publikums: Die Einheimischen, sturmreif geschossen durch das wochenlange Trommelfeuer der Lokalmedien für die supergeile Megamonstershow, warteten vor- und schadenfreudig darauf, dass es einen der Sportler (? - wohl unter den Anwesenden über 15 nicht die Mehrheitsmeinung) auf seinem aufgemotzten Kinderfahrrad mit herzhaft krachenden Knochen derbröselt. Nicht deswegen angereiste Touristen, die sich einen beschaulichen Tag in einer in Restbeständen mittelalterlichen Stadt machen wollten, waren schlicht irritiert und fragten sich vielleicht, ob es nicht besser gewesen wäre mit einem Besuch bis zum Ende der Kampfhandlungen zu warten, während ihnen verzweifelte Guides in aller Herren Sprachen klarzumachen versuchten, dass es vor St. Sebald nicht immer aussieht wie bei Hempels unterm Sofa.

Einerlei: Das Verprellen von ein paar tausend spießigen in- und ausländischen Normalos muss man in Kauf nehmen, wenn man unter der hippen internationalen Jugend einen Namen zu verteidigen hat wie sonst nur der Burning Man oder Lollapalooza. Bekanntlich hat die Stadt dadurch z.B. in kalifornischen Insiderkreisen einen Ruf wie Donnerhall erworben: Yeah, Nuremberg! Isn't it the town where the Nazis are goose-stepping all the time? Cool, man!

Was man freilich auch einkalkulieren muss ist, dass man sich vielleicht ein klitzekleines bisschen lächerlich macht, wenn man mit seinem Provinzbierbauch einem klebrigen roten Bullen, sündteuren Spielzeugautos für Erwachsene und einem Zeitgeist hinterherhechelt, der mit dem Genius Loci so viel zu tun hat wie ein Zungen-Piercing mit heimischem Ochsenmaulsalat.

Letztlich war der ganze Affentanz nur ein weiterer Beweis dafür, dass man heute alles kaufen kann, sogar ganze Stadtviertel, egal für welchen mehr oder weniger spektakulären Unfug. Wie wäre es deshalb im nächsten Jahr mit einem öffentlichen District Gang Bang auf der Liebesinsel? Oh weh, hoffentlich haben wir damit keine Veranstaltungsagentur auf eine Idee gebracht - mit ernsthaftem Widerstand wäre nicht zu rechnen.


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Autor: rijo

Titel: Weitblick?

Datum: 18.09.2011




(alle Aufnahmen: Gerhard Jochem, 09.09.2011)


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Diese neckischen Fernglas-Manderl sitzen und stehen als Wetterfahnen auf Pfosten, die locker über die Parkfläche des Augustinerhof-Areals verteilt sind. Ein netter Gimmick - der freilich in seiner Wirkung gegenüber der urwüchsigen art brut der hiesigen Männer vom Bau und auswärtigen Eventmanager total abfällt.

Nicht in die Beurteilung solch gefälliger kunsthandwerklicher Spielerei darf man ihr Umfeld einbeziehen (Bild 2 - 4), sonst wird's griddisch: Es handelt sich nicht um einen ästhetisch aufzuwertenden Aldi-Parkplatz an der Peripherie, sondern ein Gelände im Herzen der Altstadt, das der jetzige Besitzer mit dem Versprechen erwarb, es nach jahrzehntelangem Hickhack anspruchsvoll zu bebauen. Wann er das macht, da hat er sich nicht sooo genau festgelegt.

Zwischenzeitlich verdient er mit den Stellflächen in Bratwurstwurfweite vom Schönen Brunnen (um ihn zu sehen braucht man von hier kein Fernglas) wohl gut Knete bei minimalen Investitionskosten für ein paar Tonnen Teer und einen Kassencontainer. Da kann man sich dann schon einmal bunte Männchen und Plastikgirlanden in den Stadtfarben (Quatsch, sind natürlich Absperrbänder - vielleicht gegen Hubschrauber, die ohne zu bezahlen landen wollen?) leisten.

Jemand, der nicht wie er den Nimbus des Retters in verfahrenen Liegenschaftsfragen hat, hätten Medien, Politik, Verwaltung und Interessengruppen ob dieser unerfüllten Selbstverpflichtung längst bei lebendigem Leib die Haut über die Ohren gezogen, wie dem ursprünglichen Eigentümer, der mit seinem Bauprojekt wegen des allseitigen Widerstands in den finanziellen Ruin schlidderte. Gegen eine jahrelange Ratzekahllösung, die aussieht wie der Welt idyllischter Gebrauchtwagenmarkt, hat heute scheinbar niemand Einwendungen. Die Zeiten ändern sich.


Link:

Der Abriss des Augustinerhofes 2008

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Autor: rijo

Titel: Q.e.d.

Datum: 18.09.2011


(Aufnahme: Gerhard Jochem, 09.09.2011)

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Sagen wir doch (s.u. Link): Nürnberg ist die weltweit leider noch gänzlich unbekannte Kapitale der anarchistischen Freikörper-Skulptur! Allenthalben stolpert man in dieser Stadt im wahrsten Sinne über aufregend provokative Beispiele eines unbändigen Gestaltungswillens unentdeckter künstlerischer Talente wie hier in der Straße Zwischen den Fleischbänken. Forget about New York!

Hhm, sieht aus wie Laokoon 2011 oder Schief ist schön oder Kein Anschluss unter dieser Nummer. Vielleicht war diese Plastik aber auch nur das Ergebnis sinnlosen Lkw-Herumrangierens beim Aufbau des District Ride (s.o.). Dann ist Nürnberg wenigstens die Deutschlandzentrale des sanktionierten Kommerzvandalismus, indem man hier ohne Not Sattelschlepper und Baumaschinen durch die Altstadtgassen brettern lässt.


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Dadadorf Nürnberg

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Autor: rijo

Titel: Über 7 Brücken musst du geh'n - nur nedd übern Lederersteg

Datum: 18.09.2011




(alle Aufnahmen: Susanne Rieger, 03.09.2011)


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Der hier digital festgehaltene Tiefbausketch fand im Sommer 2011 am Lederersteg statt, der im Stadtwesten weit und breit für Fußgänger und Radfahrer die einzige Verbindung über die Pegnitz darstellt, sofern sie nicht übers Wasser wandeln können. An seinem nördlichen Ende liegt das Westbad, in dem, neulich grundsaniert, auch die Bewohner(innen) Gostenhofs südlich der Benggertz gerne plantschen (würden).

Soviel zur Erklärung des auf dem rechtschreibschwachen (vom!!!) Sperrschild verewigten Volkszorns (Bild 2), das unserer Meinung nach als erstes Stück einer Schausammlung ins Stadtmuseum gehört (von der unanständigen Aufforderung an die Bauarbeiter distanzieren wir uns selbstverständlich, die können wirklich nichts dafür).

Der Witzgehalt der Story wird noch durch das Datum der Fotos gesteigert, denn sie zeigen die Situation an dem Tag, an dem der Steg wieder geöffnet sein sollte. Die Fotografin begegnete bei ihren Aufnahmen nicht nur sichtlich verwirrten, lesekundigen Collies (Bild 1), sondern auch hoffnungsfrohen Menschen, die enttäuscht ihren Flussüberquerungsversuch abbrechen mussten oder nach dem Motto Das Gitter muss weg! zur Selbstjustiz griffen (Bild 3). Weshalb das marode Holzgeländer (Bild 4) nicht in die Instandsetzungsarbeiten einbezogen wurde, bleibt ohnehin das Geheimnis der Spezialisten, die für die super getimte Baustelle verantwortlich waren. Vielfalt und Menge des bei ihnen vorhandenen Absperr- und Verbotsschildermaterials (Bild 5) sind allerdings beeindruckend (aha, für Fußgänger verboten - also dürfen Schwerlasttransporte drüberfahren oder was?).

Alles irgendwie wieder einmal eine FCN! - Stinky-Minky + Papa-O’Gaili - Aktion (Bild 6, unbedingt als Museumsexponat Nr. 2 sichern!), für deren reibungsloses Durcheinander stets niemand oder höhere Gewalt oder das Wetter verantwortlich ist.


Link:

Die Stadt der schadhaften Straßen

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Autor: rijo

Titel: Dadadorf Nürnberg

Datum: 18.09.2011


Spontanplastik am Spittlertorgraben
(alle Aufnahmen: Susanne Rieger, 03.09.2011)


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Herstellung einer gewagten Sichtachse von Europlatette (kaputt) über oberpfälzischen Pkw (unterklassig) und Verkehrsschild (wegweisend) zum Plärrer-Hochhaus (klassisch)

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Palettenmüll und windschiefer Schaltkasten mit Klebeband: erschütternde Symbole der Zerbrechlichkeit unserer Zivilisation. Die Aufforderung, hier zu werben, ist natürlich als dialektische Konsumismuskritik zu verstehen.

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Auch das städtebauliche Umfeld wurde ins Konzept der Installation im öffentlichen Raum einbezogen, sodass die wuschelig-wüst-willkürliche Plärrergegend ihre irritierende Wirkung noch steigert

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Beim Anblick des obigen Freiluftensembles hatten wir plötzlich ein mehrstufiges Damaskus-Erlebnis:

1) Wahrnehmung zweier ruinöser Transportpaletten mitten auf dem Gehsteig und eines angeditschten Schaltkastens, Kausalzusammenhänge unklar, Anblick ärgerlich; der ästhetische Selbstschutz durch Wegschauen schaltet sich automatisch ein.

2) Bing! (= Glühbirne über dem Kopf):

3) Das ist kein Müll, sondern eine subversive dadaistische Plastik ganz in der Tradition von Marcel Duchamps Readymades, die Elemente der Land Art in sich aufgenommen hat.

4) Angesichts der Häufigkeit solcher zunächst völlig sinnfrei erscheinender Situationen im Stadtbild schlummert in Nürnberg, seinen Institutionen und seiner Bevölkerung als Standort- und Profilierungsfaktor ein enormes, bisher unerkanntes künstlerisches Potenzial, das es in der Imagearbeit entsprechend herauszustellen gilt.

5) Ab sofort beanspruchen wir für den Namen Dadadorf Nürnberg und alle Ableitungen Markenschutz - und sehen z.B. ausufernde, lärmende und übel riechende Zusammenkünfte von von ihrem Leben gelangweilten Menschen zu willkürlichen Anlässen in hässlichen Plastikzelten nicht mehr als Zeichen der grassierenden Verdumpfung, sondern satirische Protestkundgebungen einer hochintellektuellen Gegenkultur, die damit soziale und politische Fehlentwicklungen anprangern will: Venceremos!


Links:

Q.e.d.

Metropolregion Nürnberg (rijo-tv)

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Autor: rijo

Titel: Nürnberger Cultur im Wandel der Jahrhunderte

Datum: 18.09.2011


(Grafik: Stadtmuseum / rijo)

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Vom 25.08. bis 20.11.2011 läuft im Stadtmuseum die Ausstellung Sehnsucht Nürnberg. Die Entdeckung der Stadt als Reiseziel in der Frühromantik. Ein interessantes Thema, das den potenziellen Besucher(inne)n im Flyer zur Veranstaltung mit einem fulminanten Promizitat zusätzlich schmackhaft gemacht werden soll:

Die Nürnberger haben mehr Cultur, die Berliner mehr Aufklärung.

Das hat der Philosoph Moses Mendelssohn 1784 geschrieben. Seitdem sind 227 Jahre vergangen. Berlin ist zur Weltstadt geworden und (für deutsche Verhältnisse) immer noch ein Hort der Aufklärung. Nürnbergs Entwicklung in dieser Zeit war eher eine Geisterbahnfahrt: Reichsstadt, bayerische Provinz, führender Industriestandort des Landes, Stadt der Reichsparteitage, Trümmerfeld, Innovationszentrum des Wirtschaftswunders, Metropole des nordbayerischen Rust Belt. Die Cultur muss auf dieser turbulenten Strecke irgendwann aus dem Zug gefallen sein - und das war nicht die Schuld der alliierten Bomber. Jedenfalls käme der arme, alte Moses heute beim Hindernisparcours durch die Altstadt oder beim Besuch des Bratwurstdorfes nicht mehr auf die Idee, Nürnberg und das mit C oder K geschriebene Wort miteinander in Verbindung zu bringen, außer er würde letztere nach Orwells Neusprech als ihr Gegenteil definieren.

Die Ausstellungsankündigung besagt weiter, dass es Nürnberg zwischen 1800 und 1850 geschafft habe, sich als mentale Universalheimat der Romantiker und internationales Reiseziel neu zu erfinden - eine reife Leistung. Was werden kommende Generationen in dieser Hinsicht über unsere Zeit sagen? Wir machen oben rechts schon einmal einen Plakatentwurf für die Schau im Jahre 2211 und grinsen jedes Mal grimmig, wenn wir in der mit Werbe- und Möbelschrott vollgeknallten Königstraße das Plakat der laufenden Präsentation sehen. Tatsächlich: Sehnsucht Nürnberg ...


Link:

Lasst alle Hoffnung fahren: Das Nürnberger Bratwurstdorf

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Autor: rijo

Titel: I had a nightmare - Nürnberg 2021

Datum: 31.08.2011


Pegnitzpartie an der Liebesinsel
(alle Aufnahmen: Screenshots aus dem Imagevideo der Stadt Nürnberg, 2022)

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Königstraße

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Neubebauung Augustinerhof

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Umgestalteter Hauptmarkt: Nordseite mit Rathaus

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Außenbestuhlung auf dem Josephsplatz

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Der historische Getragene-Schlappen-Markt in der Karolinenstraße

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Eventtruck eines renomierten Sportartikelherstellers aus der Metropolregion Nürnberg im Einsatz in der Kaiserstraße

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Christkindlesmarkt 2021 mit neuem Lichterschmuck

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Die kürzlich befestigte Stadtgrenze mit Fürth

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Es muss nicht so werden, wenn Sie folgende einfache Verhaltensregeln beachten:

1) Augen & Mund auf, wenn Ihnen etwas Haarsträubendes in der Stadt auffällt, in der Sie leben, arbeiten, Ihre Steuern zahlen und die Sie vielleicht sogar mögen.

2) Das Denken nicht denen überlassen, die dieses Privileg für sich in Anspruch nehmen, aber offenkundig nicht über die dafür nötigen Kapazitäten verfügen.

3) Nicht alles glauben, womit man unter dem Vorwand der Information traktiert wird.

4) Hören Sie nie auf nach dem Warum zu fragen, bis Sie die Antwort verstehen oder Ihr Gegenüber japst, keift oder stottert, alles sichere Anzeichen dafür, dass man sich allmählich der Wahrheit nähert.


Link:

Auf geht's!

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Autor: rijo

Titel: Hier werden Sie geholfen

Datum: 31.08.2011


Vorbeugen ist besser als Heilen ...

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Nicht dass es heißt, diese Stadt habe nichts zu bieten und wir Miesmacher(innen) würden es verschweigen, unten der Link zum wirklich ultimativ-final-fatalen lokalen Webangebot, Zitat:

Herzlich willkommen auf den Internetseiten des Krematoriums Nürnberg.


Link:

Homepage Krematorium Nürnberg

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Autor: rijo

Titel: Action!

Datum: 31.08.2011


Und ein neues Stadtmarketing zwischen Pogo und Urwald braucht's auch!
(Grafik: rijo)


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Obwohl wir nun doch schon einige Zeit hier leben, haben wir uns lange der Einsicht verweigert, dass Nürnberg die megacoole Funmetropole Deutschlands, wenn nicht sogar des östlich von Poppenreuth gelegenen Abschnitts der Milchstraße ist. Hier ein willkürlich herausgepicktes Beispiel aus dem nie versiegenden Quell großartiger Ideen, mit denen wir rein vom Freizeitwert her Las Vegas und Disneyworld längst überrundet haben - ohne dass es freilich außerhalb der Stadtgrenzen jemand gemerkt hätte:

Strandgefühle auf der Insel Schütt
Gestern wurde der erste Kaolin-Sand für den Stadtstrand auf die Insel Schütt gekippt. Insgesamt 600 Tonnen werden angefahren, damit man sich ab dem 2. Juli unter Palmen und im Liegestuhl auf einem Sandstrand entspannen kann. [...] Die 40 Palmen, die bis zu sechs Meter hoch sind, werden in den nächsten Tagen angefahren. Derzeit werden die neuen Hütten aufgebaut und mit Stroh bedeckt. [Einer der Betreiber] hat den Anliegern versprochen, dass am Stadtstrand keine laute Musik gespielt wird. [...] Nach eingehender Prüfung zog die Stadtverwaltung die Insel Schütt dem Kartäuserplatz, dem Jakobsplatz und dem Kornmarkt für den Stadtstrand vor. Für das Bardentreffen wird der Stadtstrand unterbrochen: Für diese Zeit wird der Sand mit Schneeschiebern wieder weggefahren.

(Quelle: NZ, 25.06.2010)

Wenn jemand sinnlos 600 Tonnen Sand durch die Gegend hin- und herkarrt (Rechenaufgabe: Wie viel Gramm Kohlendioxid kommen dann auf ein Gramm Sand?) und Heranwachsende durch vierzig Mobilpalmen (boah, bis zu sechs Metern hoch!) dazu verleitet, in der Öffentlichkeit pappige Alcopops zu konsumieren, kommt er woanders vielleicht in die Klapsmühle oder hinter Gitter. In Nürnberg bekamen die Herrschaften stattdessen trotz Fisimatenten - das mit den Schneeschiebern hat dann doch nicht so reibungslos funktioniert - im Folgejahr einen zweiten Versuch und mächtigen politischen Rückenwind (sogar von einer bundesparlamentarischen Unternehmersgattin, die sich sonst rührend für den Tierschutz einsetzt, mit dem Anwohnerschutz aber nicht viel am Modehut zu haben scheint) für ihr verhaltenspsychologisches Massenexperiment, dass man heutzutage wirklich für jedes (bitte hier passendes Adjektiv einsetzen, uns fehlen die Worte) Erlebnissurrogat Abnehmer(inn)en findet.

Einziges Manko: der Mangel an Konsequenz in der Bereitschaft zum finalen Bruch mit dem geltenden Recht und überhaupt den antiquierten Normen des menschlichen Zusammenlebens auf engem Raum. Wir als Altpunks, wie offenbar die Mehrheit der ordnungspolitischen Bestimmer(innen) aufgewachsen im Geiste von MC5 und den Sex Pistols (Motor City is burning bzw. Anarchy in the UK! - Detroit und London wären außerdem zwecks Erfahrungsaustausch geeignete Partnerstädte) gehen den längst eingeschlagenen Weg bis zu seinem logischen Ende, verhelfen Sid Vicious posthum zur Bestätigung seiner Grundwerte (1. Fuck you, 2. No future) und machen folgende visionäre Vorschläge:

* Verkauf der Innenstadt samt Insassen als Versuchsgelände bzw. -kaninchen für Beschallungs- und Auspufftechnik im Rahmen einer Public-Private-Partnership

* Patrouille eines städtischen Kanonenbootes zwischen Liebesinsel und Heilig-Geist-Spital mit viertelstündlichem Salutschießen

* ganztägiges Männleinlaufen mit mindestens 60 Umdrehungen in der Minute zu Scooters Klassiker Hyper, hyper, der gleichzeitig zur Stadthymne erklärt wird

* Stationierung einer vom örtlichen Gaststättenverband finanzierten Staffel MiG 21 (in Russland sicher noch billig zu haben) auf dem Flughafen, die bei Familienfeiern waghalsige Kunstflugeinlagen über dem Stadtgebiet gibt

* Auffüllen des Ehekarussell-Brunnens mit Schokopudding zwecks allabendlichem Damencatchen, gesponsert von den ansässigen Süßwarenherstellern; in der Vorweihnachtszeit nimmt daran natürlich das Christkind teil

* Monstertruckrennen durch die Stöpselgasse

* Ganzjahresskipiste in der Burgstraße mit Hüttenzauber am Ölberg (mit DJ Ötzi)

* Bestückung der vier Haupttortürme der Stadtmauer mit 50.000-Watt-Boxen stadteinwärts und Vermietung derselben

* Dauerinstallation von Großbildleinwänden auf allen öffentlichen Plätzen zur laufenden Übertragung des Programms von HSE

* Chinaböller-Fest in Kooperation mit der Knallkörperindustrie in unserer heißgeliebten Partnerregion Shenzhen, um die quälende Ruhephase am Karfreitag & -samstag zu überbrücken

* Aufhebung des Tempolimits auf dem Altstadtring und Abschaltung sämtlicher Ampeln, zugleich Aufstellung von Zuschauertribünen; täglicher Länderkampf Anatolien - Kosovo - Westmittelfranken - Oberpfalz - Vogtland & Verkauf der Übertragungsrechte an Sky TV

* jährliches öffentliches Prominenten-Intim-Piercing auf dem Hauptmarkt in Erinnerung an die jahrhundertealte Gold- und Silberschmiedetradition Nürnbergs, Motto Sexy Sigena


Link:

Die Wüste lebt

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Autor: rijo

Titel: Erkenntnisverweigerungsrecht

Datum: 31.08.2011


Durchgang von der Altstadt zum U-Bahnhof Wöhrder Wiese
(Aufnahme: Gerhard Jochem, August 2011)


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Unser Lieblingsmülleimer, ein Klassiker (s. Links), an eben jener Stelle
(Aufnahme: Gerhard Jochem, August 2011)

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Auf der Wöhrder Wiese schaut's auch nicht besser aus, hier am Wöhrder Wiesenweg
(Aufnahme: Susanne Rieger, Juli 2011)

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Nürnbergs Antwort auf die Broken-Windows-Regel: Warten auf die natürliche Kompostierung
(Aufnahme: Susanne Rieger, Juli 2011)

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In ihrer Ausgabe vom 22.11.2008 berichtete die britische Wochenzeitung The Economist unter dem Titel Can the can. The idea that graffiti-spraying and other forms of low-level delinquency promote further bad behaviour has now been tested experimentally über die Veröffentlichung der Ergebnisse von Versuchen an der Universität Groningen (Niederlande) im Wissenschaftsfachblatt Science. Mit ihnen wollten die Psychologen die seit den 1980er Jahren als Erfahrungswert bekannte Broken Windows Theory experimentell belegen, wonach die Verwahrlosung von Gebäuden und öffentlichen Plätzen der Auslöser für weiteren Vandalismus ist. Beginnend in New York City wurden auf der Grundlage dieser empirischen Erkenntnis seitdem weltweit z.B. konsequent Graffitis von U-Bahnen und in U-Bahnhöfen entfernt, was dort nachweislich zu einem Rückgang kleinkrimineller Handlungen wie Sachbeschädigung und Diebstahl führte.

Die wissenschaftlichen Tests in Groningen ergaben, dass die Bereitschaft zu antisozialem Verhalten wie Verschmutzung oder Diebstahl an Orten mehr als doppelt so groß ist, die bereits durch Graffitis oder Unrat verunstaltet sind, als an sauberen. An den beiden Versuchsplätzen aufgestellte Verbotsschilder hatten keine Wirkung auf das Verhalten der Menschen. The Economist resümiert das Resultat: Die Lehre für Politiker und Polizei ist, dass die umgehende Beseitigung von Graffitis und Müll im Kampf gegen die Verbreitung von Verbrechen helfen kann.

Aus der großen weiten Welt zurück nach Nürnberg: Hier scheint (nicht nur) auf einem unserer Lieblingsplätze, der Wöhrder Wiese, eine ähnlich gelagerte Langzeituntersuchung zu laufen, da dort in der Sommersaison regelmäßig die Mülleimer überquellen und ganzjährig jeder Quadratzentimeter Wandfläche mit Tags verziert wird. Vandalisierte Hinweisschilder werden nicht ersetzt oder abgebaut, sondern als Anregung für andere halbwüchsige Idioten in diesem Zustand belassen und auch die sonstige Infrastruktur verbreitet Endzeitstimmung (s. Links).

Man sagt dem hiesigen Menschenschlag als liebenswerte Eigenheit einen gewissen Hang zur Dickschädligkeit (weniger schmeichelhaft: engstirniger Verbohrtheit) nach. Das könnte stimmen: Was interessiert es uns, was die in Amerika und Holland machen, hier läuft das anders - ohne vorausschauendes Handeln oder Rücksicht auf absehbare finanzielle und gesellschaftliche Folgen.


Links:

Die Wöhrder Wiese: Nürnbergs Central Park

Ein Kreuz mit dem Weg

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Autor: rijo

Titel: Neues Leben aus Ruinen?

Datum: 31.08.2011


(beide Aufnahmen: Gerhard Jochem, August 2011)

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Wir sind zwar keine Experten für alte Gemäuer oder Botaniker, aber gesund sieht das nicht aus, was sich unterhalb des Biergartens Marientorzwinger auf der Innenseite der Stadtmauer abspielt: satter Moosrasen und aus den Steinfugen wachsendes Gebüsch (Bild 1) sowie sprichwörtlich großflächig aus ihr schießende Pilze (Bild 2). Könnte etwas feucht sein, die Ecke, und porös werden, denn Sandstein saugt bekanntlich wie ein Schwamm. Ist aber nicht unsere Sache, denn wir sind weder Besitzer des Baudenkmals noch Pächter. Wenn die ganze Schose zusammenkracht, soll aber keiner behaupten, Nürnberg griddisch hätte nicht Bescheid gesagt. Bis dahin raten wir beim Passieren der Stelle zum Tragen eines Bauarbeiterhelms.


Link:

Lebendiges Mittelalter

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Autor: rijo

Titel: Heiliger Sankt Florian ...

Datum: 31.08.2011


(beide Fotos: Google Maps)

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Dank Google Maps wissen wir nun endlich, wie der Stadtrat der Spaßpartei Deutschlands (nicht, dass die anderen von der Funky Disco Party oder der Chiller Schwof-Union besser wären) wohnt (s. Bild 1), dessen segensreiches politisches Wirken für die Gemeinschaft uns einzig mit der Aussage unangenehm in Erinnerung geblieben ist, man (= er) brauche einen freien Jakobsplatz als innerstädtische Eventzone.

Hhm, sieht ja allerliebst spießig-verpupst aus, vor allem die blickdichte Bepflanzung hinter dem knorrigen Obi-Zaun. Kein Wunder, dass er aus diesem Bausparer-Albtraum regelmäßig in die Altstadt flüchten muss, um hier die Sau rauszulassen und danach zufrieden verschwitzt von Sackhüpfen, Schäufele-All-You-Can-Eat und Volksmusik-Karaoke unter seine Rheumadecke kriecht. Aber wehe, ihn wecken am nächsten Morgen spielende Nachbarkinders auf dem Gehsteig vor seiner Fix-und-fertig-Hütte. Oder er findet einen Zigarettenstummel auf den makellos verlegten Verbundsteinen seiner Garageneinfahrt: Ja, wo samma denn?!

Hinter der Milchglasscheibe in Bild 2 lebt übrigens der Oberbürgermeister. Das lässt viel Platz für Phantasie (und Kalauer über Transparenz und Durchblick, die wir uns hier verkneifen). Sieht jedenfalls auch nicht aus wie in der Sebalder Altstadt.

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Autor: rijo

Titel: Komm auf die Wiese, Luise

Datum: 31.08.2011


(beide Aufnahmen: Susanne Rieger, Juli 2011)

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Eines der größten und zugleich am zentralsten gelegenen Renaturierungsgebiete Nürnbergs befindet sich an der Allersberger Unterführung gegenüber dem ehemaligen Postgebäude, das auch schon seit Jahren leersteht. Hier, direkt beim Hauptbahnhof, wollte - die Älteren werden sich erinnern - einstmals angeblich ein sagenhaft reicher Österreicher einen Sportklamottentempel errichten, was wiederum an das Märchen von einem Islammuseum im Volksbad erinnert. Ja, ja, Bagdad zu Zeiten der Kalifen und Nürnberg im 21. Jahrhundert: Orte voller Mythen und geheimnisvoller Mächte, über die man sich in den Basaren bei einem Wasserpfeifchen erzählt ...

Zurück zum Thema: In den Schrumpfstädten des Ostens findet man solche Trostlosigkeit meist an deren Peripherie, in Nürnberg - avantgardistisch wie immer - entsteht ein so mehrstufig verwüsteter Platz als Willkommensgruß gleich in der Nähe eines der Haupteinfallstore ins Zentrum. Weitere Beispiele s. Links.


Links:

Da lacht der Spekulant (das Zucker-Bär-Gelände)

Tabula rasa in Nürnberg: Milchhof und Augustinerhof

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Autor: rijo

Titel: Nürnberg hält fit

Datum: 31.08.2011


Herzlich Willkommen zum Hindernislauf durch die Nürnberger Altstadt! Stadtverwaltung, örtliche Gastronomie und Bauunternehmen haben dieses Jahr in der Klaragasse einen anspruchsvollen Parcours eingerichtet, der Athletik, Geschmeidigkeit und Geistesgegenwart der Passant(inn)en auf eine harte Probe stellt. Er beginnt am Kornmarkt mit einem Irrgarten aus notorischen Falschparkern, Sonnenschirmen, Stühlen, Tischen und Mülltonnen der dortigen Lokale, der die Fußgänger(innen) entweder zu Weit- und Hochsprungversuchen oder dem Ausweichen auf die Fahrbahn zwingt. Dies sorgt zusammen mit dem abenteuerlichen Zustand des Trottoirs für einen prickelnden Adrenalinschub, besonders bei Gehbehinderten und Frauen mit Kinderwägen (alle Aufnahmen: Susanne Rieger, Juli 2011).

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Vor der Kreuzung mit der Vorderen Sterngasse folgt ein begrünter, ästhetisch gewagter Doppelochser aus Blech, Beton und Plastik, an dem man urgemütlich auf Auspuffhöhe rohen Fisch aus Japan essen kann.

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Die Sports Bar am Hallplatz ist unter Kennern der Strecke als echter Höhepunkt bekannt, nicht nur wegen ihrer elitären Gäste und der ununterbrochenen Beschallung ihres Umfelds mit den neuesten Ergebnissen aus der walisischen Taschenkegelliga. Die fast mit dem Bordstein bündige Außenbestuhlung ist bei Gegenverkehr eine Herausforderung, der nur knallharte Altstadtprofis ohne Nerven gewachsen sind.

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Ein echtes Schmankerl, auch fürs eher intellektuelle Publikum, steuert 2011 die Bauwirtschaft zur Einwohnerolympiade bei. Wohin soll man sich dem linken Wegweiser folgend wenden? Wohl dahin, wo der Pfeffer wächst - ist nicht das Problem der Genies, die für das Chaos verantwortlich sind.

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Hier übrigens die rätselhafte Ursache für die großräumige Absperrung auf der rechten Straßenseite ... - eine spontane archäologische Ausgrabung? Das Tiefbauamt auf der Suche nach Öl? Wir verbitten uns solche Albernheiten in einem so ernsthaften Metier, ebenso den laienhaften Einfall, man hätte da auch einfach eine Planke drüberlegen können, solange nicht gebuddelt wird!

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Kurz vor dem Ziel, der Einmündung in die Königstraße, verlangen als Slalomstangen mitten in den an dieser Stelle nur handtuchbreiten Gehsteig gepflanzte Verkehrsschilder (auf die ohnehin kein Schwein achtet - Halteverbot? Dass ich nicht lache, ich park' hier!) den Teilnehmer(inne)n noch einmal alles ab. Fluchtversuche auf die Fahrbahn werden konsequent durch eine kombinierte Müllcontainer-Auto-Mauer unterbunden.

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Aus den obigen Eindrücken entstand der Entschluss, bei transiturs, unserer Abteilung für Stadtführungen in Nürnberg und München, ein Premium-Angebot für Kommunalpolitiker, leitende Verwaltungs- und Polizeibeamte sowie Unternehmer aus den einschlägigen Branchen (Immobilienwirtschaft, Gastronomie, Einzelhandel, Bau) einzurichten, damit sie die von ihnen verursachten Zustände endlich angemessen genießen können. Unsere vorläufigen Überlegungen gehen dahin, unter dem Arbeitstitel 20 Jahre Wiederabbau die spektakulärsten architektonischen und städteplanerischen Fehlleistungen in Golfcaddies mit verspiegelten Panzerglasscheiben, Klimaanlage und Minibar anzusteuern, um dort jeweils zu ihrem Gaudium Quellentexte wie die Sondernutzungssatzung der Stadt Nürnberg vorzutragen, in der es u.a. heißt (ohne Witz!):

Bestimmte Nutzungen von öffentlichen Verkehrsflächen sind nicht genehmigungsfähig [...]:

* Sondernutzungen, die eine nicht vertretbare Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit zur Folge haben [...].

* Sondernutzungen, die durch eine Häufung von Sondernutzungsanlagen den Gemeingebrauch besonders beeinträchtigen [...].

* Das Verweilen zum Zwecke des Genusses alkoholischer Getränke außerhalb von Gaststätten oder in den Fußgängerzonen [...].

In den online zugänglichen Erläuterungen (s. www.stadtimmo.nuernberg.de/veranstaltungen/index.html) wird humortechnisch sogar noch nachgelegt:

Wenn Sie diese Sondernutzungen trotzdem ohne Genehmigung ausüben, begehen Sie eine Ordnungswidrigkeit. Sie müssen dann mit einer Geldbuße nach dem Ordnungswidrigkeitenrecht rechnen.

Wenn sich unsere Gäste danach noch nicht vor schallendem Gelächter völlig verausgabt haben, machen wir uns als Zugabe noch mit Vorschlägen zur Eindämmung des durch die Stadt galoppierenden Wahnsinns wie einer angemessenen Beteiligung der Anwohner(innen) an sie betreffenden Entscheidungen oder Zweckbindung der Einnahmen in Coupletform zum Affen. Interessenten an der Tour (Einzelpreis 5000 EUR, als Fortbildungsveranstaltung steuerlich voll absetzbar, Schnittchen, Schampus & Bauchkraulen kosten extra) wenden sich bitte an unser Sekretariat (hundertprozentige Diskrektion garantiert).


Links:

Endlich: Letzter unbestuhlter Quadratmeter in der Nürnberger Fußgängerzone beseitigt!

Homepage transiturs München - Nürnberg

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Autor: rijo

Titel: Lebendiges Mittelalter

Datum: 31.08.2011


(alle Aufnahmen: Gerhard Jochem, Juli 2011)

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Auf nichts sind die Nürnberger(innen) so stolz wie auf ihre Geschichte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Aus jener Epoche stammt auch der schöne Brauch, alles, was man nicht mehr braucht, einfach über die imposante Stadtmauer zu schmeißen (oder in die Pegnitz, um die flussabwärts wohnenden Fürther zu ärgern).

Die Fotos aus dem abendlichen Frauentorgraben zeigen, dass diese Angewohnheit ganz ohne öffentliche Kulturförderung fröhliche Urständ feiert und so dem mit viel Aufwand hergestellten Spazierweg neben dem Skulpturengarten zusätzliche amateurkünstlerische Attraktionen verschafft. Besonders faszinierend ist dabei der in Bild 1 festgehaltene, in schwindelnder Höhe weithin sichtbare Entsorgungsversuch vom Wehrgang durch das Taubennetz, wo man als Normalsterblicher gar nicht hinkommt. Auch die an Beuys erinnernde Installation Kampf der Giganten: Marktkauf vs. Aldi am nicht selten von Besucher(inne)n der Stadt frequentierten Durchgang in den Spittlertorzwinger entbehrt wegen ihrer energiereichen Spontaneität nicht eines gewissen Reizes.

Hier hat also die Imagearbeit Nürnbergs endlich Früchte getragen: Tradition & Moderne = unkontrolliertes Abmüllen & bunte verrottende Plastiktüten in zentraler Lage. Atmosphärisch runden die unkonventionellen Arbeiten das Bild der Gegend aus ewig lärmendem Verkehr auf dem Ring, Hundehaufen in den Wiesen entlang des Weges und menschlichen Kolateralschäden des benachbarten Rotlichtviertels zum Bedürfnis, hier so schnell wie möglich wieder abzuhauen.


Links:

Artenschutz für freilaufende Drecksäue

Neues Leben aus Ruinen?

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Autor: rijo

Titel: Nur so eine Idee

Datum: 30.08.2011


(Grafik: rijo)

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Unser Beitrag zur Nürnberger Erinnerungskultur im Kontext von Flucht und Vertreibung seit 1945, den Kommenden zur Mahnung: Nie wieder Eventrucks, Rimini in the City oder geschmacklose Pflanzkübel! Außenbestuhlung zu Pflugscharen! Sky Sport Bars mit Mega Screens? Nein, danke! Ho, Ho, Homonym!


Link:

Kunst im öffentlichen Raum: Konrad Bräunlein

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Autor: rijo

Titel: Zwischen Nassau und Südkorea liegen Welten - ästhetisch gesehen

Datum: 30.08.2011


Wagenburg vor dem Nassauer Haus (beide Aufnahmen: Gerhard Jochem, 01.07.2011)

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Schon der Spruch ist die Prügelstrafe wert

 

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Drei gute Gründe, kein Auto dieser Firma zu kaufen:

1) Sie trägt mit ihrer Werbekampagne zur Verschandelung der Stadt bei.

2) Das zeugt von einem Stilempfinden wie bei einem blinden Holzfäller, das auch nicht spurlos an ihren Produkten vorbeigehen kann.

3) Ein Kauf würde die fernöstlichen Marketingrowdys zur Rückkehr nach Nürnberg ermutigen.


Link:

Die Goldene Zitrone für Nürnberg

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Autor: rijo

Titel: Man macht viel durch

Datum: 30.08.2011


Zünftige Straßensperre mit Sonnenschirmen in der Ludwigstraße
(alle Aufnahmen: Susanne Rieger)

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Akustischer Toleranztest gegenüber fremden Kulturen

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Vorne rein, hinten raus

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Die neuen Wahrzeichen der Nürnberger Altstadt: Rudel wandernder Chemieklos

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Eigentlich spielt es keine Rolle, dass diese Aufnahmen am 2. Juli 2011 beim Rumänien-Fest entstanden sind, denn das Strickmuster ist immer dasselbe: Mit kommerziellen Absichten, geschützt durch ein mehr oder weniger großes kulturelles oder soziales Feigenblatt, wird das Umfeld der Jakobskirche mit mobilem Möbelmüll verbarrikadiert, damit es dort aussieht, riecht und klingt wie weiland auf den Vietnamesenmärkten in der Tschechischen Republik kurz nach der Grenzöffnung.

Besonders geschätzt wird bei den Veranstaltern die Fallenwirkung der Ludwigstraße, die selbst den nicht an Rambazamba interessierten Passanten zwingt, sich auf dem Weg vom Plärrer zum Weißen Turm hier durchzuquetschen. Häh, häh!, denkt sich da der öffentliche Liegenschaftsverwalter und reibt sich beim Gedanken an die hereinströmenden Sondernutzungsgebühren die gierigen Hände. Besonders originelle (Verkauf überwiegend sehr toter Meerestiere tief im Binnenland) und erfolgreiche (ein Renner bei Alkoholikern mit einem Drang zu Frischluft - hinter Plastikplanen) Events wie der Nürnberger Fischmarkt - warum gibt es wohl in Hamburg keine Lebkuchenwochen? Weil dort keiner auf so eine hirnrissige Idee käme, aber wir hier sind immer einen Schritt voraus, solange man damit auch nur einen müden Euro verdienen kann - haben deshalb die Tendenz, sich räumlich und zeitlich immer weiter auszudehnen, weshalb wir 2012 zu diesem Anlass fest mit dem Aufstellen einer 5er-Looping-Achterbahn und einem Auftritt von Metallica rechnen. Dagegen hätten wir nichts einzuwenden, wenn der Act stilecht mit der Zertrümmerung aller Pseudo-Rustikalbuden rund um Platz enden würde.

Die leidgeprüften Anwohner(innen) ohne Mitspracherecht erfahren von ihrem Glück kurzfristig aus der Zeitung oder wenn im Morgengrauen (!) beim Aufbau der Bühne die ersten Aluminiumstangen scheppernd auf dem Kopfsteinpflaster aufschlagen. Und statt des Neptunbrunnens plätschern zwischen alten Türmen und Kirchen den ganzen Tag die Batterien ergonomisch geformter, farbenfroher moderner Defäkationscontainer ...


Links:

„Ihr habt ... das Wasser in den Köpfen“ oder warum der Neptunbrunnen auf den Jakobsplatz gehört

Vorweihnachtliche Romantik in Nürnberg

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Autor: rijo

Titel: Artenschutz für freilaufende Drecksäue

Datum: 30.08.2011


(beide Aufnahmen: Susanne Rieger, Juli 2011)

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Richtig: zum Davonlaufen!

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Da streift man gedankenverloren durch die jenseits der Eventzonen sonntäglich ruhige, sommerliche Altstadt, fast schon gewillt sich dem Kinderglauben hinzugeben, diese unsere Welt im Allgemeinen und Nürnberg im Besonderen sei trotz aller gegenteiligen Anzeichen in Ordnung, gelangt so beschwingt an die Ecke Mohrengasse / Westtorgraben - und verliert bei den Anblick plötzlich die Kontrolle über seinen Blutdruck: Wie blöd oder asozial (oder beides) muss man sein, um seinen (Sperr-)Müll auf diese Weise zu entsorgen? Warum an dieser Stelle? Hat der Kinderwagen nicht mehr in den Glascontainer gepasst?

Wären solche kreativen Beiträge zum Wettbewerb Unsere Stadt soll endgültig zum Kotzen werden nur vereinzelte Entgleisungen besonders derangierter Schrumpfhirne mit krimineller Energie, müsste man / frau sich darüber nicht aufregen. Aber jeder, der mit offenen Augen herumläuft und es sehen will, muss eine Zunahme solchen Fehlverhaltens feststellen. Der naheliegendste Grund ist eine wachsende dreiseitige Indifferenz: Desjenigen, der seinen Schrott einfach auf dem Gehweg abkippt, möglicher Augenzeugen, deren Blicke wohl sofort gen Himmel wandern würden, um ja keinen Konflikt einzugehen (alles wird gut) und der Wächter über Ordnung und Sauberkeit - welche Sanktionen würden dem Missetäter wohl drohen, wenn man ihn überhaupt dingfest machen wollte (tierischer Aufwand)? Also ist es absehbar, dass wir wenigstens auf diesem Gebiet bald mediterrane Verhältnisse, z.B. wie in Neapel, haben werden. Dolce vita, Rita!


Links:

Südstadt-Safari 2009

Lebendiges Mittelalter

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Autor: rijo

Titel: Lasst alle Hoffnung fahren

Datum: 28.08.2011


Das Grauen kündigt sich an - nicht Alice Cooper, sondern das Nürnberger Bratwurstdorf
(alle Aufnahmen: Susanne Rieger, Juni 2011)

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Yeah, Bratwurst rulez: der tobende Hexenwurstkessel auf dem Trödelmarkt (Hauptsache, es stinkt urgemütlich nach Bratfett)

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Und wieder ein Ausdruck für den sensiblen Umgang der Nürnberger mit ihrem Stadtbild, besonders in der Touristensaison, Modell Dschingis Khans Original Würschteljurte

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Einladend wie der Todesstreifen: blickdicht abgegatterter Zugang zum insularen Jammertal by courtesy of Nürnbergs Hegemonialbrauerei, die wohl denkt, dass das Werbung für sie ist

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Unbedingt - so dringend wie ein Loch im Kopf! Und wir wetten drauf, dass es kommt
(Screenshot aus nordbayern infonet)

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Jahrzehntelang befand sich diese Stadt mehr oder weniger erfolgreich auf der Flucht vor ihrem Image, wobei sie die Lasten der jüngeren Vergangenheit mit Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände und Internationalem Menschenrechtspreis sogar in einen positiven Faktor ummünzen konnte. Nur auf dem Gebiet der hier hergestellten Güter kam sie trotz Triumph-Adler und Grundig nie aus der schlüpfrigen Senfspur heraus, die das fingerlange Trauma in seiner braungrauen Schrumpelhaut hinter sich herzieht, welche schon bei den Kindern der Ureinwohner eigenartige Assoziationen hervorruft, die sich oft auf ihre spätere sexuelle Entwicklung negativ auswirken.

Nun, da bald die gesamte Metropolregion von nur dem Loftbau hinderlichen Produktionsstandorten geräumt ist und die Witzischkeit wirklich keine Grenzen mehr kennt, kapitulieren die Meinungsmacher vor dem gewürztes Schweinehack gewordenen Kainsmal unausrottbarer altfränkischer Kleinkariertheit, damit wenigstens die hiesigen Fleischfabriken noch etwas zum Verkaufen haben, mit der Begründung, Nürnberg sei nun einmal weltberühmt für seine gefüllten Dünndärme. Gottlob hat man 1945 nicht auch so argumentiert, sonst fänden am Dutzendteich immer noch uniformierte Aufmärsche statt.

Wenn schon, dann darf sich die Back-to-the-future-Kampagne unserer Meinung nach nicht auf ein solitäres Wurstmuseum beschränken: Signalbraune Schilder mit Bratwurstdorf Nürnberg und der Option auf konsequenten Wegfall des zweiten Teils der Aufschrift an alle umgebenden Autobahnkreuze! Wahl eines Nürnberger Bratwurstkönigspaares mit persönlichem Hanswurst! Wir könnten sofort einige Kandidat(inn)en benennen.


Link:

Bavarian Bratwurst - A traditional Nuremberg sausage

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Autor: rijo

Titel: Ein Kreuz mit dem Weg

Datum: 28.08.2011


(alle Aufnahmen: Susanne Rieger, Juni 2011)

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Johann Soergel war ein so berühmter Sohn dieser (oder irgendeiner anderen) Stadt, dass sein Name nicht einmal im hiesigen Stadtlexikon erscheint. Immerhin machten ihn seine Verdienste um was oder wen auch immer zum Namenspatron eines sich kilometerweit an der Pegnitz und dem Wöhrder See entlangziehenden Weges.

Betrachtet man aber dessen Zustand, so war die Benennung eher ein Akt des posthumen Rufmords an dem im Leben sicher untadeligen Biedermann: über Jahren nicht wieder komplettierte Parkbankstümpfe (Bild 1), abenteuerlicher Patchwork-Belag (Bild 2 & 3) sowie regelmäßig überquellende Mülleimer (Bild 4) könnten allerdings auch darauf hindeuten, dass Johnny der erste geschichtlich überlieferte Messie war. Oder die zusehends verkommende Allee ist mittlerweile insgeheim Bestandteil des hier allsommerlich stattfindenden Erfahrungsfeldes der Sinne, der den weiblichen und männlichen Flaneuren stechende Schmerzen in den Augen, Bänderdehnungen und Übelkeit durch den Gestank ungestört vor sich hinfaulenden Abfalls verschaffen soll. Die Wege der Stadtherren sind gar wundersam, führen aber selten durch diesen Abschnitt des Pegnitztales, denn sonst sähe es hier anders aus.


Links:

Helden der Großstadt: Der türkische Straßenkehrer

Arachnophilia

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Autor: rijo

Titel: Die Goldene Zitrone für Nürnberg

Datum: 28.08.2011


(alle Aufnahmen: Susanne Rieger, 14.06.2011)

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Gleicher Ort wie beim vorherigen Eintrag (s. Wetterhäuschen in Foto 1 links & unten Link), ungefähr die gleiche Zeit (Juni 2011). Dazu unser Bilderrätsel: Welcher Teufel reitet die Genehmigenden, wenn sie so ein die Sinne beleidigendes, heilloses Blech-, Plastik- und Megascreen-Durcheinander auf einem der prominentesten Plätze der Stadt zwischen Lorenzkirche und Nassauer Haus zulassen? Lösung: Es geht ums Geld und dass man sich einem automobilen Weltkonzern nichts verweigern darf.

Die Zunft, die selten nein sagt und gegen angemessene Bezahlung fast alles macht, hat einen Namen. In diesem Fall liegt aber eher der Tatbestand der Zuhälterei vor, denn die Angeklagten verkaufen nicht sich, sondern die Reize einer nach 1945 mühevoll von ihrer Bürgerschaft wieder aufgebauten Schönheit - ohne die durch Liebesdienste erworbene Knete in ihre Erhaltung zu reinvestieren. So dumm wäre kein professioneller Lude, zumal man unverbrauchte Städte nicht aus Rumänien oder der Ukraine importieren kann.

Wir fordern deshalb die Höchststrafe: Lebenslängliche Einweisung der Verantwortlichen in Dienstwohnungen rund um den Hauptmarkt mit undichten Fenstern, in die sie wochentags von 18 bis 6 Uhr und an den Wochenenden ganztägig eingesperrt werden. Sollten die Vollzugsbeamten bei ihnen Ohropax oder selbstgebastelte Kopfhörer finden, erfolgt eine Strafverschärfung durch Einzelhaft in einem Toi-Toi-Chemieklo auf dem traditionsreichen Nürnberger Baked-Beans-mit-Zwiebeln-und-Meerrettich-Festival bei mindestens 30°C Außentemperatur (im Schatten), direkt neben der Bühne, auf der nonstop Mittelfrankens schlechteste Alleinunterhalter auftreten.


Link:

Zwischen Nassau und Südkorea liegen Welten - ästhetisch gesehen

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Autor: rijo

Titel: Nürnberger Romandigg

Datum: 28.08.2011


(beide Aufnahmen: Susanne Rieger, Juni 2011)

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Treffpunkt für Verliebte

Die
[...] unansehnlich-grauen Messcontainer im Stadtgebiet bilden einen krassen Gegensatz zu den [...] historischen Wettersäulen an disponierten [gemeint sind wohl exponierten, but never mind] Stellen. […] Das bekannteste Wetterhäuschen liegt der Lorenzkirche zu Füßen [meistens stehen Häuser, sie liegen nicht, und eine Kirche mit Füßen ist auch eine lustige Vorstellung]. [...] Die Stadtväter, auf ein ästhetisches Stadtbild bedacht [gute, alte Zeit!], versteckten technische Gerätschaften früher gern in Litfaß-Säulen oder kleinen Bauwerken. [...] Das Häuschen selbst stammt ursprünglich aus dem Jahr 1878. Im Krieg zerstört, rekonstruierte es die Stadt zu seinem 100. Geburtstag 1978.

(aus: Nürnberg heute Nr. 90, Sommer 2011, S. 49, Artikel Heiter bis Wolkig. Wetterbeobachter liefern verlässliche Daten für Meteorologen).

Die heutigen Stadtväter und - mütter verstecken lieber ansehnliche historische Technikbauwerke hinter unansehnlichen Müllcontainern oder Verteilerkästen und machen es somit Verliebten nicht unnötig einfach, sich an ihnen zu treffen. Ist das Ensemble dann noch von echt fränkischen Kübelstechpalmen und Tucher-Sonnenschirmen umzingelt, kommen dort definitiv keine romantischen Gefühle mehr auf, sondern höchstens der innere Drang schreiend davonzulaufen.


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Traditionsbewusstes Nürnberg: Die Spaeth-Villa am Dutzendteich

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Autor: rijo

Titel: Tanz auf dem Vulkan

Datum: 28.08.2011


(alle Aufnahmen: Susanne Rieger, Juni 2011)

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Apropos Straßenbeläge (s.u. Link): Dies sind die katastrophalen Folgen des jüngsten Ausbruchs des Köpfleinsbergs, des bei den Eingeborenen gefürchteten Altstadtvulkans zwischen Adler- und Kaiserstraße, über den die Medien ausführlich berichteten - außer die Süddeutsche Zeitung. Massen glühender Lava ergossen sich in letztgenannte ehemalige Luxuseinkaufsmeile und rissen die vereinzelt dort noch shoppenden Arztensgattinnen und Großbauerntöchter aus dem Nürnberger Umland mit sich. Was blieb ist eine Ödnis aus leerstehenden Geschäften und falschparkenden Angeberlimousinen, die allmählich von olbernen Kübelpflanzen und Steckerlesbäumen überwuchert wird: Die Natur kehrt in die Stadt zurück.


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Die Stadt der schadhaften Straßen

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Autor: rijo

Titel: Die Stadt der schadhaften Straßen

Datum: 28.08.2011


(beide Aufnahmen: Susanne Rieger, Juni 2011)

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Im allgemeinen Krisengezeter (Weltwirtschaft, Nationalmannschaft, Friseurgewerbe) droht eine augenfällige Abwärtsentwicklung der öffentlichen Aufmerksamkeit zu entgehen: Die wachsende Unfähigkeit des lokalen Tiefbauwesens Straßenbeläge zu konstruieren, die den tatsächlichen Belastungen entsprechen. Wie die beliebig ausgewählte Buckelpiste aus Beton, Granit und Asphalt in der Luitpoldstraße zeigt, ist es wohl nicht damit getan Gehwegplatten, die eigentlich für Schrebergärten oder Minigolfplätze gedacht sind, da zu verlegen, wo tagtäglich Lieferlaster, Taxen und (meist unerlaubt) Privatautos durchfahren, auch wenn das Szenario in der Fußgängerzone liegt. Werden so entstandene Fehlstellen dann nicht etwa ersetzt, sondern kunstvoll mit Bitumengemisch zugeschmiert, gewinnt die Strecke die ehrwürdige Anmutung alter Römerwege und erhöhten Unterhaltungswert, will man sich auf ihr nicht den Knöchel verstauchen.


Link:

Tanz auf dem Vulkan

Helden der Großstadt: Die Tiefbauer

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Autor: rijo

Titel: Die Wüste lebt

Datum: 28.08.2011


(alle Aufnahmen: Susanne Rieger, 07.06.2011)

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Die im Juni 2011 fotografisch festgehaltenen Wanderdünen mitten in der Altstadt waren nicht etwa das Resultat einer Gedenkveranstaltung an den Freiheitskampf der Libyer gegen Gaddafi, sondern die tagelangen Hinterlassenschaften der Blauen Nacht auf dem Platz vor dem Germanischen Nationalmuseum. Ebenso selbstverständlich wie das tonnenweise Abkippen von Sand auf öffentlichen Flächen, um für eine Veranstaltung das bis zum Erbrechen strapazierte Gütespiegel mediterran zu erwerben, ist es heute offenbar, dass städtisch sanktionierter (und subventionierter) Kulturdreck - in diesem Fall eine unappetitliche Mischung aus Sand, Abfall und Glasscherben - solange liegen bleibt, bis er vom Winde verweht wird.


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Nostalgie pur: Die Nürnberger Mauer

Kunst im öffentlichen Raum: Konrad Bräunlein

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Autor: Gerhard Jochem

Titel: Endlich: Letzter unbestuhlter Quadratmeter in der Nürnberger Fußgängerzone beseitigt!

Datum: 21.08.2011


(Grafik: rijo)

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Kurz bevor die Mehrheitsbevölkerung in die Ferien und sie selbst nachrichtentechnisch im Sommerloch verschwandt, enthüllte die Lokalpresse furchtlos einen unhaltbaren Missstand: Rund vier Gehwegplatten Marke Bürgerstolz nahe dem inoffiziellen Hundeklo zwischen Weinstadel und Pegnitzufer, die bis dato noch uneingeschränkt event- und gastronomiefrei als Verkehrsfläche für Fußgänger nutzbar waren.

In einer eilig anberaumten Sondersitzung des Ganz Inneren Rates zeigten sich Vertreter aller hochwohledlen Mischpochen bestürzt über diese unverzeihliche Lücke im Flächennutzungsplan und beauftragten das erst neulich durch die Zusammenlegung mehrerer Dienststellen geschaffene Stadtamt für Wolkenschieben, Vermüllung und Schönheit (kurz: Stafüwoschivermüschö) mit der schleunigsten Versteigerung dieses Schandflecks bei eBay. Gewinner der Auktion mit 5000 EUR monatlicher Sondernutzungsgebühr - vom zweckgebundenen Erlös werden im Dürerjahr 2012 4563 quietschbunte Miniatur-Plastikrhinozerosse zur Dekoration des Hauptmarkts beschafft - wurde die Historische Sushi-Küche Sankt Yamamoto (älteste Fischabfallverwertung Deutschlands, seit 1137 v. Chr.).

Ihr Nutzungskonzept für die Freifläche sieht nach dem Abdecken des unansehnlichen Pflasters mit einigen Tonnen heimischen Reichswaldsands eine dezente 350-Plätze-Stapelbestuhlung und einen diese umgebende echt asiatischen Pflanzkübel-Dschungel (Bambusdickicht & Banyanbäume - durchschnittliche Wuchshöhe 20 m - einschließlich Würgeschlangen und giftigen Insekten) vor.

Das bei somalischen Piraten auf Urlaub, Fischköppen, Kredithaien und Delphinschändern überaus beliebte Spezialitätenrestaurant wird auf seiner neuen River Kwai Terrace aber nicht nur für das leibliche Wohl der Gäste sorgen: Ausgemusterte Pontons der Bundeswehr in der Pegnitz dienen als Bühne, auf der abwechselnd das Kabuki-Kollektiv der Laienspielschar Buchenbühl, die kindgerechten Blödelbarden von Fitzcarraldo und seine gehirntoten Onkelz sowie die Bäiderlesboum Revival Band mit ihrem preisgekrönten Nachwuchsstar Pogo Knautsch, der heuer sein 120-jähriges Bühnenjubiläum feiert, auftreten sollen, um bei Gourmands und Nachbarschaft mit sinn- und endlosem (Öffnungszeit bis 3 Uhr morgens) Gekreische, Gehampel und Getrommel die Verdauung anzuregen.

Ortsunkundige werden durch dezente Flakscheinwerfer, die sich nahtlos in die mittelalterliche Kulisse der Altstadt einfügen, stilvoll auf das Lokal aufmerksam gemacht, in dem sich auch die örtliche Prominenz gerne im Blitzlichtgewitter vergiften lässt. Parkplätze in ausreichender Zahl stehen auf der nahegelegenen, heimelig zugeteerten Augustineröd zur Verfügung. Formschöne beheizte Plastikzelte gewährleisten künftig einen ganzjährigen Betrieb.


Links:

„Ihr habt ... das Wasser in den Köpfen“ oder warum der Neptunbrunnen auf den Jakobsplatz gehört

Nemberch international

Willkommen, Fremdling!

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Autor: rijo

Titel: Guter Witz

Datum: 21.08.2011


Jakobsplatz, 20.08.2011
(Aufnahme: Gerhard Jochem)

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Weil wir gerade beim Thema sind (s.u. Links): Es soll niemand behaupten, dass die Schreibtischtäter der Stadtimmo (chic!), die sonst die Anwohner jeder Freifläche in der Altstadt, die größer als ein Badetuch ist, bald ganzjährig mit dröhnenden Events beglücken, keinen Sinn für Humor haben: In der Flauzeit August genehmigen sie sich und uns auf dem Jakobsplatz, sonst u.a. mittlerweile Bühne für den Fischmarkt, den Christopher-Street-Day und das Rumänienfest (wir plädieren für eine Zusammenlegung, z.B. als Umzug homosexueller rumänischer Fischverkäufer in historischen Kostümen - das wäre mal eine echte Gaudi!), einen kostenlosen Hörtest. Wie das Foto zeigt, hielt sich der Andrang an dem Standl - ohne Monsterboxen und Dauerbeschallung!!! - trotz des löblichen Zwecks in Grenzen, vielleicht weil sich sein Gastspiel unter den ertaubten oder unter Tinnitus leidenden Zentralnürnbergern nicht herumgesprochen hatte.


Links:

Erblicher Schwachsinn

Highway to Hell - aber ökumenisch (Jugendkirchentag 2009 auf dem Jakobsplatz)

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Autor: rijo

Titel: Erblicher Schwachsinn

Datum: 20.08.2011


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Wie dieses Plakat zeigt, wurde schon vor mehr als achtzig Jahren - ohne Erfolg - gegen den sinnlosen Gebrauch des Kfz-Bestandteils gekämpft, den laut § 16 Straßenverkehrsordnung (StVO) nur als Warnzeichen benutzen darf,


1. wer außerhalb geschlossener Ortschaften überholt [...] oder
2. wer sich oder andere gefährdet sieht

und eben nicht um Passanten zu erschrecken, Anwohner schlagartig senkrecht im Bett stehen zu lassen oder die Mädels auf sich aufmerksam zu machen. Wahrscheinlich lag der grundsätzliche Fehler solcher Bemühungen seit jeher in der Annahme, dass die angesprochenen Vollidioten lesen können und mehr als Pressluft im Schädel haben. Für den Rest wiederholen wir hier den Text, weil er zeitlos gültig und als Appell an die Vernunft des vor überschüssigem Testosteron platzenden deutschen Autofahrers rührend naiv ist:

Lärme nicht - Warne mit Bosch-Horn
Drück kurz auf den Knopf und stets nur wenn nötig zum Warnen. - Langer Ton lärmt, übertönt, - bringt somit Dir selber Gefahr! - Drossle Dein Horn in der Stadt! Denk nachts an der Anderen Schlaf!

Da das einzig wirksame Mittel gegen solchen Audio-Vandalismus umgehende Selbstjustiz wäre - welcher Polizist würde wegen unnötigen Hupens auch nur sein Notizbuch zücken? -, schlagen wir die strategische Verteilung von Haufen handlicher Pflastersteine entlang des Altstadtrings vor, mit denen man den Nervensägen aus pädagogischen Gründen die Heckscheibe einwerfen und seinen Frust über so viel dumme Rücksichtslosigkeit loswerden könnte.


Link:

RuHäÄÄäÄ!

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Autor: rijo

Titel: Viel Platz in der Altstadt

Datum: 20.08.2011


Ecke Obstmarkt / Bindergasse
(alle Aufnahmen: Susanne Rieger, Dezember 2009 / Januar 2010)

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Bindergasse

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Ecke Königstraße / Bankgasse

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Lorenzer Straße

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Kaiserstraße

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Josephsplatz

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Die obige, deprimierende Bestandsaufnahme von Ladenleerständen in besten Lagen soll zum Nachdenken und Nachfragen anregen: Woran liegt's? Welche offensichtlich überholten Strukturen des Einzelhandels gehen hier kaputt, welche neuen entstehen? Werden sie langlebiger sein? Wer ist schuld? Die Vermieter, die überteuerte Mieten verlangen, oder die Geschäftspolitik der Händler? Jedenfalls ist das durch gähnend leere Schaufenster zum Ausdruck kommende Problem in Nürnberg kein konjunkturelles, sondern ein Dauerthema, siehe Quelle und Kaufhof.


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Stille Reserve

Krisenkiller

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Autor: rijo

Titel: Nürnberger Gastlichkeit

Datum: 13.08.2011


(Grafik: rijo)

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Ein Völkchen, zu dessen Lieblingssprüchen nedd gschimpft is a globbt (nicht geschimpft ist auch gelobt) gehört, ist schon rein genetisch zum hingebungsvollen (Be-)Dienen bestimmt. Hier ein gänzlich unrepräsentativer, realsatirischer Sketch:

Sonntag, 13. Oktober 2007, ca. 20.30 Uhr, in einem Lokal am Sebalder Platz. Sieben durstige und solvente Menschen, außer dem Berichterstatter überwiegend aus dem befreundeten Ausland, treten ein, setzen sich brav an den zugewiesenen Tisch und teilen höflich mit, dass sie vorerst nur etwas zum Trinken bestellen möchten. Die Bedienung, im zünftigen Dirndl, aber sichtlich überfordert, zerzaust und in barschem Tonfall: Das ist ein Speiselokal! Daraufhin der schlagfertigste der Gäste, für den Deutsch auch noch eine Fremdsprache ist: Und sie sind unfreundlich. Aber unser Geld würden Sie schon nehmen, oder? Die Bedienung, plötzlich verunsichert: Ich meine ja nur … - meinetwegen können sie bleiben. Der Gast: Dankeschön. Es folgte der sofortige Abgang der Gruppe in ein anderes Speiselokal, in dem tatsächlich verschiedene Flüssigkeiten ohne Widerworte und sofortigen Verzehrzwang ausgeschenkt wurden.

Der Eindruck der weltberühmten Nürnberger Gastlichkeit gerade auf auswärtige Gäste ist immer wieder überwältigend. Besonders geschätzt wird von ihnen die nette lokale Sitte, Altstadtlokale an Sonntagen geschlossen zu halten, was von unbändiger Servicebereitschaft (und trotz Gejammere offenbar satten Gewinnen montags bis samstags) zeugt. Gelingt dann doch das halb widerrechtliche Eindringen in die Privatsphäre von Wirt und Personal, darf man sich als Antwort auf die schüchterne Frage nach den vor mehr als einer Stunde bestellten Sechs auf Kraut schon einmal ein Lamento über das harte Leben eines Kellners anhören, um danach den entsprechenden Teller entschuldigungslos auf den Tisch geknallt zu bekommen. Und Obacht: An besonders heißen Tagen kann die innerhalb einer halben Stunde mehrfach geäußerte Bitte nach einem Getränk zur schnippischen Replik führen, wann man wohl glaube, dass der so von der Seite Angequatschte heute das letzte Mal etwas getrunken habe?!


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Nemberch international

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Autor: rijo

Titel: Nürnberger Spitzengastronomie, Teil 1

Datum: 13.08.2011


(Grafik: rijo)

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Im Oktober 2009 wurde der seit Ende 2008 mittels europaweitem Haftbefehl gesuchte ehemalige Betreiber der oben abgebildeten amphibischen Landebar in der Pegnitz von der ungarischen Polizei verhaftet und nach Deutschland ausgeliefert (Quelle: Nürnberger Zeitung vom 14.10.2009). Leider wurde ihm und den Genehmigungsbehörden nicht die kranke Idee eines mit Bounty-Palmen geschmückten Pontons in einem mittelfränkischen Fluss strafbewehrt vorgeworfen, sondern das vergleichsweise phantasielose Delikt der Steuerhinterziehung, allerdings gleich in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro.

Bis zu seiner Flucht ins Ausland waren er und seine Edelpizzeria nebst Gastrogaleere in der Nürnberger Gesellschaft ziemlich angesagt. Ein übler Schelm, wer da an irgendwelche Beziehungen oder Kausalitäten denkt. Aus der Retrospektive war die Jungfernfahrt des offensichtlich etwas zu umtriebigen Wirts auf seinem Seelenverkäufer 2006/07 der Präzedenzsündenfall für Unsäglichkeiten wie das alljährliche Ballermann-an-der-Pegnitz-Spektakel auf der Insel Schütt oder die Konfiszierung immer größerer Teile des Wöhrder Seeufers als Hawaiiersatz mit Kartoffelsalat. Für sein bahnbrechendes Wirken hätte er eigentlich eine Gedenktafel an seiner früheren Wirkungsstätte an den Fleischbänken, gleich unterhalb des ewigen lateinisch sprechenden Ochsens verdient. Die edlen Spender sollten natürlich auf Wunsch anonym bleiben können.


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Da lacht der Spekulant (das Zucker-Bär-Gelände in Sündersbühl) auf teribloG

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Autor: Gerhard Jochem

Titel: Wildlife in the City

Datum: 29.08.2011


(Grafik: rijo)

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Wo Mülleimer überquellen, allgegenwärtige Events tagelang ihre nahrhaften Spuren hinterlassen und ins Pathologische pervertierte Tierliebe (örtliche Ausprägung: die Daummudder - Taubenmutter) für unablässigen Futternachschub sorgen, ist der Tisch für unappetitliche Kulturfolger wie Ratten und Tauben stets reichlich gedeckt. Geht dieses mittlerweile ganzjährige Überangebot noch mit einem städtebaulichen Niemandsland wie dem Areal südlich der Jakobskirche einher - Hundewiese, vergammeltes Taubenhaus (!), Bodendecker und (nicht oben im Bild) ein für die Menschenrechte gepflanzter Ginkobaum -, entwickelt sich schnell ein schräges Biotop, in dem man / frau z.B. seit dem Winter 2010/11 tagsüber regelmäßig stattlich gemästete, beunruhigend zutrauliche Nager bei ihrer possierlichen Suche nach Fressbarem oder einfach Sonnenbaden beobachten kann. Zwischendurch schleppen sich in zunehmender Zahl degenerierte Flattermänner herum, die in einigen Generationen ihre tölpelhaften Flugversuche wohl ganz einstellen werden, da der durchschnittliche Autofahrer erfahrungsgemäß für sein Mitgeschöpf rücksichtsvoll bremst, angesichts eines die Straße überquerenden Fußgängers aber reflexartig aufs Gaspedal tritt, vor allem wenn ersterer aus Fürth oder dem Landkreis Roth stammt und letzterer gehbehindert oder über 60 Jahre alt ist. Kein Wunder, dass der Tiergarten einen Rückgang seiner Besucherzahlen fürchtet - die Serengeti liegt gleich vor der Haustür.


Link:

Die Saat des Grauens (teribloG)


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Autor: rijo

Titel: Wasser marsch!

Datum: 13.08.2011


(beide Aufnahmen: Susanne Rieger, Juni 2008)

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Arme kleine Nymphe im Innenhof Hauptmarkt 3 / Ecke Winklerstraße: trockengelegt, vermoost und von Mülltonnen umzingelt. Eine Allegorie für das Nürnberger Unverständnis selbst gefälligster Kunst am Bau? Jedenfalls hatte man hier schon immer ein gestörtes Verhältnis zum Wasser - entweder zu wenig wie beim Neptunbrunnen oder zu viel wie im Jahre 1909 (s. Links).


Links:

„Ihr habt ... das Wasser in den Köpfen“ oder warum der Neptunbrunnen auf den Jakobsplatz gehört

Die begehbare Naturkatastrophe: Marken des Jahrhunderthochwassers von 1909 in der Nürnberger Altstadt

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Autor: rijo

Titel: Ufo-Alarm in der Fußgängerzone!

Datum: 13.08.2011


Onkel Toms Bratwurst Point Hütte in der Footwalker Zone
(alle Aufnahmen: Susanne Rieger, Juli 2007)

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Zum Gähnen (s. Herrn links) langweilig: Presspappen-Brezelpagode vor der Lorenzkirche

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Modell altenglische Telefonzelle mit Sprachstörung (3xtägl., Brez'n); das Ding im Hintergrund ist so hässlich, dass man darauf kommentarlos mit einer Spitzhacke losgehen möchte

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So charmant wie früher die Wachtürme an der Zonengrenze - optisch deutlich aufgewertet durch kreative Sachbeschädigung

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Ein reizvoller postpostmoderner Kontrast zur drögen Mauthalle - Sollte uns nicht wundern, wenn das Teil wegen des Mangels an intelligenten Lebensformen auf diesem Planeten plötzlich ins Weltall abzischt

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Die Außenposten einer unbekannten extraterrestrischen Zivilisation in der Nürnberger Altstadt werden von menschlichen Arbeitssklaven mittels fossilem Bratfett betrieben

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Nicht dass es in der Fußgängerzone unseres Boomtown an oft monatelang leerstehenden Läden und Lokalen mangeln würde, in oder aus denen man hungrigen Passant(inn)en dezent die Spitzenleistungen hiesiger Haute Cuisine, nämlich Broadwerschd (Bratwürste) und Laugebrezen verkaufen könnte. Trotzdem begann um die Mitte des vergangenen Jahrzehnts eine schleichende Invasion des bis dahin unbeschränkt begehbaren Raumes mit permanenten Provisorien, deren Design eine Mischung aus Star Wars für Arme und spätstalinistischem Karosseriebau darstellt. Die leider aus dem Stadtbild verschwundenen Pissorte des 19. Jahrhunderts waren stilvoller (und nützlicher).

Welcher sinistre Plan steckt dahinter? Nach unserer Kenntnis der einschlägigen Science-Fiction-Literatur wahrscheinlich die Mästung und völlige ästhetische Abstumpfung der lokalen Erdlinge, um sie zu willenlosen Werkzeugen einer kommenden, parasitären Herrenrasse zu machen.


Links:

Willkommen, Fremdling!

Dürers größtes Abenteuer: Mit 5000 Ferkelstärken ins Weltall (rijo-comic)

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Autor: Gerhard Jochem

Titel: Nürnberg ist nicht Sao Paulo

Datum: 13.08.2011


... dafür sorgt schon die Stadtreklame, die dem Fußvolk an allen Ecken (hier: Schlotfegergasse / Karl-Grillenberger-Straße) gusseisernen Werbeschrott in den Weg stellt: Kauft doch endlich einer das so witzisch angepriesene Brot!
(Aufnahme: Susanne Rieger, Juli 2007)

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(Aufnahme: Susanne Rieger, Juli 2007)

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Verhau aus Neonreklamen, Jägerzaun und portabler Buchshecke am Königstor, dem Entree zur Altstadt: Der Ästhet (s. Herrn im Vordergrund) ist begeistert!
(Aufnahme: Susane Rieger, Juni 2011)

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Am 01.01.2007 wurde im brasilianischen Sao Paulo, der mit 11 Millionen Einwohnern größten und wohlhabendsten Stadt Lateinamerikas, ein Außenwerbeverbot wirksam, um die visuelle Verschmutzung des Straßenbildes zu beenden. Neben dem Abriss sämtlicher Billboards (großflächige Werbetafeln) sieht das Gesetz auch ein Verbot von Werbeaufschriften an Taxis und Bussen und der Verteilung von Flyern vor. Vergleichbare Regelungen existieren bereits in den US-Bundesstaaten Vermont, Maine und Hawaii sowie 1500 Kommunen in den USA und im norwegischen Bergen.

Roberto Pompeu de Toledo, Kolumnist des Wochenmagazins Veja und Autor einer Geschichte Sao Paulos, schrieb über das Saubere Stadt-Gesetz: Es ist einer der seltenen Siege des Gemein- über den Eigennutz, der Ordnung über die Unordnung, der Ästhetik über die Hässlichkeit, der Sauberkeit über den Müll.

Die Zufriedenheit der Bewohner mit den Ergebnissen der Regelung hat dazu geführt, dass auch in Rio de Janeiro, Brasilia, Porto Alegre und der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires über ein solches Verbot nachgedacht wird. Robert Weissman von der US-Lobbygruppe Commercial Alert, begrüßte die Aktion in Sao Paulo mit der Begründung, dass öffentlicher Raum nicht für kommerzielle Zwecke missbraucht werden darf.

Nota bene: Kürzlich gehörte Brasilien noch zur Dritten Welt, jetzt fährt das Land nicht nur ökonomisch auf der Überholspur, sondern auch ästhetisch. Macht im Darm gebratenes Hackfleisch Hirn und Augen träge?

Quellen: Sao Paulo halts the neon’s red glare by Larry Rohter, in: International Herald Tribune, 13.12.2006, und Visual pollution, in: The Economist, 13.10.2007.


Link:

Der Nürnberger, das unbekannte Wesen

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Autor: rijo

Titel: Auf geht's!

Datum: 13.08.2011


Eine Quizfrage für die Älteren: Wie lange gammelt das Volksbad schon vor sich hin?
(alle Aufnahmen: Susanne Rieger, Mai 2008)

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Am Anfang des Blogs Nürnberg griddisch (hochdeutsch: kritisch) stand das in jahrelanger Beobachtung gewachsene, dumpfe Gefühl, dass es mit Nürnberg die Pegnitz runter geht. Als nachdenkender Mensch sucht man / frau da die Schuld natürlich zunächst bei sich selbst: Wird man / frau aufs Alter immer miesepampeliger und beginnt seine / ihre Umwelt mit den gleichen Sprüchen zu nerven wie es weiland die eigenen Eltern getan haben (Früher war alles besser, Wenn das der Führer wüsste usw.)?

Solche nagenden Selbstzweifel können am nachhaltigsten durch unvoreingenommene Streifzüge in der Stadt beseitigt werden - bewaffnet mit einer Kamera zur Beweissicherung. Beim Betrachten der Ausbeute daheim, sine ira et studio, bestätigt sich unwiderlegbar der Befund: Das Hässliche, Dumme, Gedanken- und Geschmacklose wird immer öfter, mehr, lauter und aufdringlicher, das Schöne, Ruhige und Pfiffige stirbt klaglos aus. Ausgehend von dieser traurigen, aber befreienden Erkenntnis wird sogar der Desinformationsmüll wieder erträglich, mit dem man / frau unablässig zugeschmissen wird, denn er weckt die Sammelleidenschaft für Belege, dass es nur dann darum geht, wo der Hund wirklich begraben liegt, wenn dieser schon zum Himmel stinkt; bis dahin amüsieren wir uns zu Tode.

Bisher waren solche Momentaufnahmen des galoppierenden örtlichen Wahn- und Schwachsinns auf unsere Internetpräsenzen rijo-research.de und teribloG verteilt. Weil das Material aber stetig mehr wird und unsererseits der Leidensdruck bis zum Platzen gewachsen ist, haben wir Nürnberg griddisch als Sammelbecken bzw. Brennpunkt geschaffen. Unser Wahlspruch ist dabei das genial-hinterfotzige Mini-Gedicht des hiesigen Malers und Autors Toni Burghart (1928 - 2008): Nürnberg liegt am Arsch der Welt, wer hat es da wohl hingestellt? Weil wir wirklich (wergli!) gerne in dieser Stadt leben und sie es besser verdient hätte, stellen wir hier die logische Folgefrage, wer oder was ihr immer wieder diese Pole Position einträgt.


Links:

Nürnberg-Index von rijo-research.de

teribloG

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http://rijo-research.de | © Susanne Rieger, Gerhard Jochem;