Titel: Rolf Kießling: Jüdische Geschichte in Bayern. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Studien zur Jüdischen Geschichte und Kultur in Bayern, Bd. 11). Berlin / Boston 2019, 662 S. ISBN 978-3-486-76384-3. 79,95 EUR.
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teribloG Rezensionen #2 (2010 - 2021)
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Datum: 31.07.2021 |
Titel: Rolf Kießling: Jüdische Geschichte in Bayern. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Studien zur Jüdischen Geschichte und Kultur in Bayern, Bd. 11). Berlin / Boston 2019, 662 S. ISBN 978-3-486-76384-3. 79,95 EUR. |
Das
nicht nur von der Süddeutschen Zeitung als großer Wurf
gelobte letzte Buch des emeritierten Lehrstuhlinhabers für Bayerische
und Schwäbische Landesgeschichte an der Universität Augsburg
war ein gewagtes Unterfangen mit einem hinsichtlich seines Erkenntniswertes
und Nutzens zu hinterfragenden Resultat: Bayern, dessen jüdische
Geschichte er sich vornahm erstmals umfassend zu schreiben, existiert
im Untersuchungszeitraum von 1096 bis heute nur seit gut 200 Jahren,
die Historie der Minderheit verlief in den jetzigen Landesteilen bis
zur Gründung des Königreichs 1805 sehr unterschiedlich und
meist beschämend für die Mehrheit. Die Grenzen des für
sieben Jahrhunderte nicht vorhandenen Konstrukts wurden vom Vf. großzügig
in die Landkarte eingetragen, indem er ihm die angrenzenden Regionen
von Württemberg und Österreich zuschlug, aber das westliche
(kurmainzische) Unterfranken ebenso ausblendete wie die pfälzischen
Besitzungen der Wittelsbacher. |
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Tag: #Kiessling |
Datum: 22.08.2020 |
Titel: Felix A. Theilhaber: Jewish Flyers in the World War. Edited by Elimor Makevet and Dieter H.M. Gröschel. Kettering (UK) 2019, 256 S. 84 sw-Abb. ISBN 978-0-9555734-9-1. £ 25. |
1924,
auf dem Höhepunkt einer Diffamierungskampagne, in der deutsche
Juden im Zusammenhang mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg als Drückeberger
und Saboteure beschuldigt wurden, veröffentlichte Felix A. Theilhaber
das Buch Jüdische Flieger im Weltkrieg. Der Autor war
Militärarzt und wurde mit dem Eisernen Kreuz Erster Klasse ausgezeichnet.
Sein Werk sollte ein Beitrag zum Abwehrkampf gegen den wachsenden Antisemitismus
der extremen Rechten sein, indem es anhand konkreter Beispiele den Patriotismus
und Mut seiner Glaubensgenossen bewies. Es enthielt die Namen von mehr
als 120 Fliegern (Piloten, Beobachter, Schützen, Luftschiffer,
Ballonfahrer und anderes fliegendes Personal), die sich freiwillig für
diese neue und gefährliche Waffengattung bei Heer und Marine gemeldet
hatten. Doch Theilhabers Hoffnung, mit Fakten die Hetze Julius Streichers
und anderer widerlegen zu können, erfüllte sich nicht. Mit
der Vernichtung des deutschen Judentums gerieten sein Buch und der in
ihm portraitierte Personenkreis in Vergessenheit. |
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Tag: #Jewish_Flyers |
Datum: 22.08.2020 |
Titel: Gisela Naomi Blume: Der neue jüdische Friedhof in Fürth. Geschichte - Gräber - Schicksale. Hg. von der Gesellschaft für Familienforschung in Franken (= Personengeschichtliche Schriften, Band 12). Nürnberg 2019, 736 S. 1200 meist farb. Abb. ISBN 978-3-929865-75-2, 36 EUR. |
Seit
über zwanzig Jahren schafft die Expertin und frühere Vorsitzende
der Fürther Kultusgemeinde umfangreiche Grundlagenwerke für
die jüdische Geschichtsforschung in Mittelfranken: Dem Gedenkbuch
für die Fürther Opfer der Schoa (1997), der Dokumentation
des dortigen alten Friedhofs (2007) und des Friedhofs in Obernzenn (2013)
sowie der Häuserchronik von Uehlfeld (2017, Links
s.u.) fügt sie nun ein Inventar der Gräber auf dem wohl
1905 erstmals genutzten und seit dem Folgejahr laufend belegten neuen
Friedhof an der Erlanger Straße hinzu und bietet nach einer knappen
Geschichte der Einrichtung auf reichlich illustrierten 676 Seiten Informationen
über 1075 Verstorbene, v.a. aus der Zeit vor 1945. |
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Tag: #Blume_Fuerth |
Datum: 06.07.2019 |
Titel: Gisela Naomi Blume: Uehlfeld - Jüdisches Leben und Häuserchronik. Nürnberg 2017, 844 S., Einsteckplan des jüdischen Friedhofs, zahlr. sw- und Farb-Abb. ISBN 978-3-92986-570-7 (= Freie Schriftenfolge der Gesellschaft für Familienforschung in Franken Bd. 25), 39 EUR. |
Als
wichtigste Referenzen kann die Vf. des voluminösen und reichlich
illustrierten Bandes, frühere Vorsitzende der Fürther Kultusgemeinde,
auf das Gedenkbuch für
Opfer der Schoa aus ihrer Heimatstadt (1997), die Dokumentation
des dortigen Alten Jüdischen
Friedhofs (2007) sowie ein mit dem nun vorgelegten vergleichbares
Werk über den Friedhof in Obernzenn
(2013) verweisen, das in der gleichen Reihe der GFF erschienen ist.
Angeregt wurde sie zu ihrem aufwendigen Ein-Frau-Projekt nach eigener
Aussage in der Vorbemerkung durch Johann Fleischmann,
den 2013 früh verstorbenen Vorsitzenden des Arbeitskreises jüdische
Landgemeinden an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach. |
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Tag: #Blume_Uehlfeld |
Datum: 06.07.2019 |
Titel: Judy Vasos: My Dear Good Rosi: Letters from Nazi-Occupied Holland. Oakland (CA, USA) 2018, 332 S., sw-Abb. ISBN 978-0-99974-252-5 (Druckfassung), 978-0-99974-253-2 (E-Buch). 16,95 USD (Paperback), 5,93 USD (Kindle Edition). |
Im
Februar 1940 meldeten sich der 60jährige Geschäftsteilhaber
Hugo Mosbacher und seine 53 Jahre alte Frau Clementine von Nürnberg
nach Holland ab. Bereits im Juni 1939 hatte ihre einzige Tochter Rosi
(geb. 1916) die Stadt mit dem Ziel England verlassen. Durch den deutschen
Überfall auf das neutrale Land im Mai 1940 geriet das Ehepaar wieder
in den Machtbereich seiner Verfolger und konnte, obwohl es Visa besaß,
nicht seinen Plan verwirklichen, in den USA ihr mittlerweile dorthin
gezogenes Kind wiederzusehen. Stattdessen suchten die Mosbachers bis
zu ihrer Deportation über das Transitlager Westerbork nach Auschwitz
im Februar 1943 verzweifelt nach Auswegen aus dieser bürokratischen
und finanziellen Falle. Darüber schrieben sie mehr als 100 Briefe
und Postkarten an ihre Tochter, oft mit der Anrede Meine liebe,
gute Rosi, die dem Buch seinen Titel gab. |
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Link: |
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Tag: #Vasos |
Datum: 30.03.2018 |
Titel: Pieter Kohnstam: Mut zum Leben. Eine Familie auf der Flucht in die Freiheit. Aus dem Amerikanischen übersetzt, mit einem firmengeschichtlichen Anhang versehen und herausgegeben von Helmut Schwarz. Würzburg 2016, 267 S., sw-Abb. ISBN 978-3-95650-159-3. 19 EUR. |
Die
Vorgeschichte dieses Buches ist ebenso ungewöhnlich wie ihr Ergebnis:
Sie begann mit einem Anruf aus den USA beim Herausgeber, dem langjährigen
Leiter des Nürnberger Spielzeugmuseums, von Pieter Kohnstam, der
die Erinnerungen seines Vaters Hans (1903 - 1990) auf Englisch veröffentlicht
hatte und nach Möglichkeiten für eine deutsche Fassung suchte. |
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Tag: #Kohnstam |
Datum: 30.03.2018 |
Titel: Sandra Alfers: Weiter schreiben. Leben und Lyrik der Else Dormitzer. Berlin 2015, Farb- u. sw-Abb. 146 S. ISBN 978-3-95565-114-5. 17,90 EUR. |
Mit
ihrem Buch lädt die Verfasserin, eine deutschstämmige Germanistikprofessorin
an der Western Washington University (USA), zur Wiederentdeckung der
als Journalistin, Kinderbuchautorin und Lyrikerin tätigen Else
Dormitzer, geb. Forchheimer (Nürnberg 1877 - London 1958), ein.
Zu diesem Zweck stellt sie zunächst den Lebensweg von ihrer Geburtsstadt
über die Niederlande und das KZ Theresienstadt bis nach England
dar (S. 17 - 100), wobei sie ihn mit ihrer schriftstellerischen Produktion
verbindet und letztere literaturwissenschaftlich einordnet. Dem Hauptteil
schließen sich Originaltexte an (S. 102 - 135), im Falle der Theresienstädter
Bilder erstmals in Deutschland veröffentlicht, und andere,
bisher nicht im Druck erschienene. Abgerundet wird der Band durch ein
Werkverzeichnis (S. 136 - 139), auch dieses eine Premiere. |
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Link: |
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Tag: #Dormitzer |
Datum: 16.12.2017 |
Titel: Volker Weiß: Die autoritäre Revolte. Die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes. Stuttgart 2017. |
Die
rechte Revolte gegen das System findet statt. Sie begann nahezu unbemerkt
in extremen Zirkeln ohne nennenswerte Außenwirkung und hat sich
innerhalb weniger Jahre über Pegida und AfD fast in die
Mitte der Gesellschaft vorgearbeitet. Schuld daran, dass man mit den
von Weiß in seinem äußerst lesenswerten (und lesbaren)
Buch in ihrer Entstehung und Wirkung dargestellten kruden weltanschaulichen
Versatzstücken, die ständig hart am Faschismus vorbeischrammen
oder diese Grenze provokativ überschreiten, so weit kommen kann,
sind linke und liberale Meinungsmacher, die in ihren heimeligen Echokammern
sitzen und glauben, dem Spuk mit Todschlag-Rhetorik oder Ignorieren
der Realitäten ein Ende bereiten zu können. Im bedenklichen
Konsens mit ihnen reagiert der Staat ebenso zunehmend repressiv wie
erfolglos, ein Dialog ist nicht möglich, der nicht mehr demokratisch
besetzte Rand mit Menschen, deren wirkliche oder auch nur so empfundene
Probleme niemand mehr zu interessieren scheinen, wird immer breiter
und damit gefährlicher. Niemand käme auf die Idee, dem Islam die Schuld an Fortschritt, Säkularisierung, Frauenemanzipation, Kulturindustrie, Marxismus und Liberalismus zu geben, also allen von der Rechten als schädlich reklamierten Begleiterscheinungen der universalistisch ausgerichteten Moderne. Mit den Negativmerkmalen des "ortlos" und "destruktiv" zirkulierenden Kapitals werden ausschließlich Juden von Antisemiten gleichgesetzt. Der Aufstieg des Islam zur Bedrohung gilt als Folgeerscheinung des Universalismus, während im Judentum vom Antisemiten seine unmittelbare Gestalt gesehen wird. Im ersten Fall hat der Gegner eine "wirkliche" fremde Identität, die die eigene herausfordern mag, die aber auch zu schlagen ist. Im zweiten Fall wird die Auflösung des "Eigenen" ins absolute Nichts gefürchtet. Diese Unterscheidung muss in der Kritik der Ressentiments beachtet werden. Der Kampf gegen die rassistische Diskriminierung ist notwendig. Die verbreitete Behauptung, die Muslime seien "die Juden von heute", führt jedoch in die Irre und ist daher nicht hilfreich. In
wirren Zeiten, in denen Neonazis durchaus mit Teilen der menschenverachtenden
islamistischen Ideologie sympathisieren können und angeblich aufgeklärte
Europäer die reimportierte Unterdrückung der Frauen für
nahöstliche Folklore halten, gibt es in Deutschland von links bis
rechts jedenfalls noch eine unausrottbare Konstante: den Antisemitismus.
Sonst haben die Wahrer von Einigkeit und Recht und Freiheit
der sozialen Atomisierung wertemäßig wenig entgegenzusetzen.
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Link: Seyran Ates: Der Multikulti-Irrtum. Wie wir in Deutschland besser zusammenleben können. |
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Tag: #Weiss_Revolte |
Datum: 23.07.2016 |
Titel: Gisela Naomi Blume: Der jüdische Friedhof Obernzenn 1613 - 2013. Mit einem Beitrag von Michael Schneeberger. Neustadt a.d. Aisch 2013, 544 S., Einsteckplan des Friedhofs, zahlr. sw- und Farb-Abb. ISBN 978-3-929865-62-2 (= Freie Schriftenfolge der Gesellschaft für Familienforschung in Franken Bd. 24). |
Ihre
Friedhöfe bilden neben den ehemaligen, oft bis zur Unkenntlichkeit
umgebauten Synagogen die einzigen augenfälligen Zeugnisse, die
von den zahlreichen jüdischen Landgemeinden in Franken noch existieren.
Zusätzlich speichern sie biografische Informationen, die auch für
die in der Region gelegenen Städte und darüber hinaus relevant
sind, da viele Familien im 19. Jahrhundert von hier über Zwischenstationen
bis nach München, Frankfurt oder Berlin weiterzogen. |
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Links: Gisela Naomi Blume: Der alte jüdische Friedhof in Fürth 1607 - 2007 |
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Tag: #Blume_Obernzenn |
Datum: 02.07.2016 |
Titel: Stefanie Fischer: Ökonomisches Vertrauen und antisemitische Gewalt. Jüdische Viehhändler in Mittelfranken 1919 - 1939. Göttingen 2014, 368 S., 16 sw-Abb., ISBN 978-3-8353-1239-5 (= Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden Bd. LXII). |
Die
Druckfassung der 2012 am Zentrum für Antisemitismusforschung der
TU Berlin abgeschlossenen Dissertation ist der Ertrag eines angesichts
der Quellenlage mutigen Unterfangens, da nach der Vertreibung und Vernichtung
der deutschen Juden bis 1945 praktisch keine Unternehmensunterlagen
mehr vorhanden sind, die schon zuvor in einer nicht zu umfangreichen
schriftlichen Aufzeichnungen neigenden Branche selten waren. Dennoch
hat die Verfasserin mithilfe kundigen Archivpersonals verwertbare Dokumente
gefunden, v.a. in den Landratsamtsbeständen und Wiedergutmachungsakten
des Staatsarchivs Nürnberg. Ergänzend führte sie Interviews
mit jüdischen und nichtjüdischen Zeitzeugen bzw. ihren Nachfahren.
Es bleiben aber gravierende Überlieferungslücken, etwa die
noch nach dem II. Weltkrieg kassierten Finanzamtsakten, die die Aussagemöglichkeiten
trotz des Fleißes der Verfasserin bei der Materialsuche merklich
einschränken und nur eine schlaglichtartige Darstellung des komplexen
Themas erlauben. Dieses Manko kann auch durch die Fülle der verwendeten
Literatur nicht kompensiert werden. |
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Links: Jüdische Gewerbetreibende, Ärzte und Rechtsanwälte in Nürnberg 1930 |
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Tag: #Fischer_Viehhaendler |
Datum: 12.06.2016 |
Titel: Herbert und Claudia Dommel: Markt Bechhofen an der Heide. Biographisches Gedenkbuch an die Opfer der Schoa und deren Familien. Zur Erinnerung an unsere jüdische Bevölkerung. Hg. v.d. Evang. Luth. Kirchengemeinde Bechhofen. Bechhofen 2013, 71 S., zahlr. sw- & Farbabb., 3,50 EUR. Erhältlich im Rathaus Bechhofen (Martin-Luther Platz 1, 91572 Bechhofen, Tel.: 09822 - 60 60, E-Mail: rathaus[ät]bechhofen.com) |
Die
reichlich illustrierte und mit Quellen- und Literaturnachweisen versehene
Broschüre enthält Kurzbiografien der 32 in der Schoa ermordeten
Menschen aus dem westmittelfränkischen Marktflecken, der für
seine einzigartige, prächtig ausgemalte Scheunensynagoge berühmt
war, sowie den Versuch der Rekonstruktion ihrer Familien, unter denen
die größten die Bechhöfers, Schüleins, Steindeckers
und Wohlfarths waren. Dabei kam die Recherche einem Puzzle gleich, da
viele der Betroffenen den Ort verlassen hatten und zuletzt in Großstädten
wie München, Frankfurt, Stuttgart oder Nürnberg lebten. |
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Link: |
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Tag: #Bechhofen_Gb |
Datum: 05.06.2016 |
Titel: Lilian Harlander, Bernhard Purin (Hg.): Bier ist der Wein dieses Landes. Jüdische Braugeschichten. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Jüdischen Museums München. München 2016, 256 S., zahlr. sw- & Farbabb., 29,90 EUR, ISBN 978-3-86222-211-7 |
Der
einzige subjektiv empfundene Mangel des überaus informativen Werks,
welches ein süffiges Thema, das wie in einem Kaleidoskop Volkskunde,
jüdische, Wirtschafts- und Sozialgeschichte verbindet, vorweg:
Wegen seines Gewichts und Formats ist es nicht zur Lektüre im Biergarten
geeignet, sodass man die Abbildungen der wunderschönen Exponate
und die Texte nicht am angemessenen Ort mit dem einzig passenden Getränk
genießen kann. |
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Links: H. Peter Sinclair: Von Siegel zu Sinclair: Eine jüdische Familiengeschichte unserer Zeit |
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Tag: #Bier |
Datum: 19.12.2015 |
Titel: Daniel Roos: Julius Streicher und Der Stürmer 1923 - 1945. Paderborn 2014, 535 S., 62 sw-Abb., ISBN 978-3-506-77267-1 |
Die
umfangreiche Würzburger Dissertation erhebt in ihrem Titel den
Anspruch einer Verbindung aus Biografie des mittelfränkischen NSDAP-Gauleiters
und Geschichte des von ihm gegründeten und bis zuletzt herausgegebenen
Schmutzblattes, das zu seinem Ruf und - als sein Eigentum - auch zu
seinem Vermögen beitrug. Hierfür wählt der Autor eine
bis auf den knapp siebzigseitigen Abschnitt Der "Stürmer"-Komplex
chronologische Gliederung, in der sich Lebenslauf und Entwicklung des
Nazi-Propagandaorgans vermischen bzw. die neben dem Bestand Sammlung
Streicher im Staatsarchiv Nürnberg als Hauptquelle für
alle Aspekte des Themas dienenden, ausführlich zitierten Originalartikel
und ihre Kommentierung beide überlagern. Auf der Strecke bleibt
bei dieser Methode ein konsistentes Charakterbild Streichers, der oft
hinter seinem Machwerk aus dem Blickfeld gerät, sodass das Buch
nur etwa zu einem Drittel als Biografie anzusprechen ist, deren Fakten
man sich über mehr als fünfhundert Seiten zusammensuchen muss
und die wenig Neues bietet. So übernimmt der Verfasser auch unkritisch
die gängige Geschichte von Streichers Unwissenheit über die
Planungen zur Reichskristallnacht (S. 332 f.) beim Treffen
der Alten Kämpfer in München am 9. November 1938
anlässlich des Jahrestages des gescheiterten Putsches von 1923,
an dem er natürlich teilnahm, und die Goebbels in seinen Tagebüchern
beschreibt. Würde sie stimmen, so hätte Hitlers Duzfreund
den Kameradschaftsabend vorzeitig verlassen, nach Nürnberg rasen
und sich sofort ins Bett legen müssen, um erst dann vom SA-Führer
von Obernitz aufgeweckt und informiert worden zu sein - während
zeitgleich einige seiner Gauleiterkollegen in der Landeshauptstadt als
Pogrom-Touristen wirkten und sich dort an der Aktion beteiligten. Die
vom Verfasser angegebenen Zeugen für Streichers Indifferenz und
damit Unschuld haben allerdings einen Fehler: Als sein Sohn und sein
Chauffeur entstammten sie seinem persönlichen Umfeld. |
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Link: |
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Tag: #Roos |
Datum: 27.11.2015 |
Titel: Achim Fuchs: Einführung in die Geschichte der Bayerischen Armee. München 2014, 203 S., Hardcover, 15 sw-Abb., 9,50 EUR, ISBN 978-3-938831-49-6 |
Der Autor dieser Veröffentlichung der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns ist der ehemalige Leiter der Abteilung IV Kriegsarchiv des Hauptstaatsarchivs in München und damit ein ausgemachter Experte für die Militärgeschichte im Freistaat. Als Ausgangspunkt griff er auf sein Skript als Dozent an der Münchner Archivschule zurück, was sich im systematischen und übersichtlichen Aufbau des Bandes widerspiegelt, der den Gegenstand nach wichtigen Entwicklungsschritten chronologisch gliedert (vom 16. Jahrhundert bis zum Tod des Kurfürsten Karl Theodor 1799, zum Tod König Max I. 1825, zum Deutschen Krieg 1866, zum Ersten Weltkrieg und 1918), wobei der Abschnitt über den Weltkrieg mit nur elf Seiten etwas knapp ausgefallen ist. Mit Zeittafeln zu den einzelnen Kapiteln, Listen und grundlegenden Dokumenten im Anhang sowie einer sachthematisch gegliederten Bibliografie wird das Buch zugleich zu einem Nachschlagewerk für die mitunter verwirrende Terminologie des bayerischen Heerwesens und seine Verfassung, Struktur, Ausbildung und Unterbringung der Truppen, Waffentechnik und Festungsbau, bietet aber auch genügend Lesestoff und interessante Detailinformationen, z.B.: Die Feuergeschwindigkeit eines Infanteristen mit seinem Vorderladergewehr betrug bereits im ausgehenden 17. Jahrhundert zwei Schuss pro Minute (S. 24). Zur gestellten Montur eines bayerischen Soldaten Mitte des 18. Jahrhunderts gehörten ein Paar wollene Strimpf (das ein Jahr halten musste) und Haarbänder, aber keine Unterwäsche (S. 148 f.). Bis 1868 konnte man sich von der eigentlich existierenden Wehrpflicht durch Bezahlung eines Einstehers freikaufen (Preis: Infanterie durchschnittlich bis zu 1200 Gulden, Kavallerie 2000 Gulden), was natürlich ein Privileg der Reichen war. Der so vom Dienst Befreite wurde im schönsten damaligen Behördendeutsch Assentiert-Unmontierter, also übersetzt etwa mit Zustimmung (der Obrigkeit) nicht Eingekleideter bezeichnet (S. 67). Ab dem 31.07.1914 wurde die Versendung von Brieftauben zur Beförderung von Nachrichten ohne Zustimmung der Militärbehörden aus Angst vor Spionage verboten. Aufgefundene oder zugeflogene Brieftauben [waren] sofort ohne Berührung der etwa an ihnen befindlichen Depeschen an die nächste Zivil- oder Militärbehörde abzuliefern (S. 165). Durch den Einsatz des Maschinengewehrs konnten im I. Weltkrieg die horrenden Verluste der Einheiten, von denen manche gegen Ende nicht einmal mehr 20 Prozent ihrer Sollstärke hatten, soweit kompensiert werden, dass es den Entente-Mächten bis zum Herbst 1918 nicht gelang die deutschen Linien zu durchbrechen (S. 99). Sozialgeschichtlich
bemerkenswert sind die in den Quellen belegte Geringschätzung der
Soldaten in der Bevölkerung und ihre schlechte Versorgung durch
den Staat. Beides änderte sich in Bayern erst in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts und stand im Gegensatz zur Durchdringung von Gesellschaft
und Militär in Preußen. Unter
all den genannten Aspekten ist die Einführung in die Geschichte
der Bayerischen Armee unbedingt empfehlenswert, wobei man sich
fragt, warum die letzte umfassende Darstellung (acht Bände) dieses
für so viele Bereiche der Landesgeschichte relevanten Themas aus
dem Jahr 1933 datiert. |
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Link: Zur Geschichte der Landwehr älterer Ordnung in Bayern und Nürnberg |
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Tag: #Fuchs |
Datum: 19.02.2015 |
Titel: Jürgen und Marianne Cieslik: Lexikon der deutschen Blechspielzeug-Industrie. Jülich 2014, 504 S., zahlreiche sw- und Farbabbildungen. ISBN 3-921844-73-8 |
Das
großformatige, auch optisch ansprechende Kompendium der Ciesliks
ist nicht nur ein Standardwerk für Sammler, sondern eigentlich
ein Nürnberg-Buch (einschließlich Fürth und Zirndorf),
denn das behandelte Gewerbe war vor 1945 wohl zu über 80 Prozent
hier ansässig, oft in der Kombination christliche Tüftler
und jüdische Finanziers, darunter das wohl bekannteste Beispiel
die Gebrüder Bing, deren Konzern eine ausführliche Darstellung
(S. 47 - 72) gewidmet ist. Völlig zu Recht weisen die Autoren in
ihrer Einführung darauf hin, dass sie bewusst die Themen Arisierung
und Wiedergutmachung nicht aussparen, wodurch sich etwa die akribisch
recherchierte Geschichte von Tipp & Co. und des jüdischen Firmenbesitzers
Phillip Ullmann wie ein zeitgeschichtlicher Wirtschaftskrimi liest (S.
430 - 479). |
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Link: |
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Tag: #Cieslik |
Datum: 24.12.2014 |
Titel:
Gerhard Jochem, Georg Seiderer (Hg.): Entrechtung, Vertreibung, Mord.
NS-Unrecht in Slowenien und seine Spuren in Bayern 1941 - 1945. 2. Auflage
Berlin 2014, 348 S., 28 Abb. |
Auch
fast zehn Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen dieses zwischenzeitlich
vergriffenen Buches gehört die deutsche Besetzung Sloweniens zwischen
1941 und 1945 zu den zu wenig erforschten Aspekten der NS-Gewaltherrschaft
in Europa, weshalb die Slowenische Vereinigung der Okkupationsopfer
1941 - 1945 in Kranj die Mühen einer zweiten Auflage auf sich
nahm, v.a. die Suche nach Sponsoren, die sich weder auf deutscher noch
slowenischer Seite einfach gestaltete. |
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Links: |
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Tag: #EVM |
Datum: 19.07.2014 |
Titel: Marina Salzner: Jüdische Zahnärzte in Nürnberg und Fürth im Nationalsozialismus. Leben und Schicksal. Diss. Erlangen 2014. |
Nach
den Rechtsanwälten (Reinhard Weber) und Ärzten (Bernd Höffken)
gibt es jetzt über die jüdischen Mitglieder einer weiteren
Berufsgruppe in der Region eine grundlegende Arbeit: Marina Salzners
Erlanger Dissertation über die jüdische Zahnärzte in
Nürnberg und Fürth in der NS-Zeit, deren besonderer Wert in
der quellenorientierten Darstellung der Einzelbiografien liegt.
Sie ist online als PDF verfügbar (s. Link). |
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Links: Rezension Reinhard Weber: Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933. Rezension Bernd Höffken: Schicksale jüdischer Ärzte aus Nürnberg nach 1933. |
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Tag: #Zahnaerzte |
Datum: 14.06.2014 |
Titel: Michael Brenner, Daniela F. Eisenstein (Hg.): Die Juden in Franken. München 2012, VI, 295 S., 46 sw-Abb., ISBN 978-3-486-70100-5 (= Studien zur Jüdischen Geschichte und Kultur in Bayern Bd. 5). |
Der
angesichts des anspruchsvollen Titels eher schmale Band enthält
15 Aufsätze, die auf die Referate einer Tagung in Würzburg
im Jahre 2007 zurückgehen. Dementsprechend folgen auf eine kurze
(4 S.) aber lesenswerte Einführung durch die Herausgeber Texte
von sehr verschiedenem Erkenntniswert über Teilaspekte des Themas,
die im Regelfall die Lesefrüchte des jeweiligen Verfassers aus
der Sekundärliteratur bieten, etwa über Nürnberg und
Fürth oder die Emigration in die USA im 19. Jahrhundert, wobei
die Rezeption der bei vielen Problemkreisen zu berücksichtigenden
englischsprachigen und hebräischen Arbeiten unterschiedlich ausfällt,
was auch für die im Internet verfügbaren Informationsquellen
gilt. |
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Link: |
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Tag: #Brenner_Eisenstein |
Datum: 30.01.2014 |
Titel: Gerhard Jochem: Deutsch bis zum letzten Atemzug: Das Schicksal des Weltkriegsteilnehmers Mendel Nussbaum in Russland und Nürnberg. In: transversal 12. Jg. 1+2/2011, S. 157 - 164. |
Der
Titel des Artikels ist ungewöhnlich, zumal wenn man weiß,
dass seine Quelle ein Dossier, ein Dokument aus einem Archiv und der
Verfasser ein mit Dokumenten vertrauter Archivar ist. Der Titel klingt
fast romantisch: Man denkt an Heinrich Heine und seine Pariser Sehnsucht.
Aber was hat hier ein Dichter wie Heine zu suchen? Vielleicht doch mehr
als wir denken. |
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Links: Jüdische Soldaten aus Nürnberg im Ersten Weltkrieg und ihre Schicksale nach 1918 |
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Tag: #Nussbaum |
Datum: 01.01.2014 |
Titel: Adam Scharrer: Vaterlandslose Gesellen. Das erste Kriegsbuch eines Arbeiters. Berlin 1930. Neuauflage Berlin (Ost) 1951. 271 S. |
Wie in vielen Fällen aus der Zwischenkriegszeit sind Autor und Buch heute nahezu vergessen: Unter den Nazis wurde Adam Scharrer (13.07.1889 in Kleinschwarzenlohe bei Wendelstein - 02.03.1948 in Schwerin) verfemt und musste über Tschechien in die Sowjetunion fliehen. Nach 1945 fiel er als Sozialist im Westen der Damnatio Memoriae zum Opfer. Deshalb erlangten seine Vaterlandslosen Gesellen außerhalb der DDR selbst in antifaschistischen Kreisen nie die Bekanntheit von Remarques Im Westen nichts Neues. Doch Scharrers Werk hat es immer noch verdient gelesen zu werden, da es auf der Grundlage eigener Erfahrungen einen authentischen Blick auf Deutschland während des I. Weltkriegs an der Front und in der Heimat aus der Perspektive der Arbeiterschaft bietet, die die Hauptlast der Kriegsanstrengung trug. In seiner erzählerisch sachlich schlichten Darstellung trübt die klare ideologische Ausrichtung des Autors als Anhänger der Spartakisten um Karl Liebknecht nie die Sicht auf die Menschen und die Bedingungen ihrer Existenz, seien es Kameraden, Genossen, ihre Frauen, ausländische Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene oder die Angehörigen des Bürgertums. Er schildert die Schrecken des Krieges im Westen und Osten ebenso unsentimental wie das Elend der Zivilbevölkerung mit Hunger, Mangel und Repression in Hamburg und Berlin am Beispiel des Schlossers Hans Betzoldt und seiner Frau Sophie. Vor allem räumt es überzeugend mit der teilweise noch heute wirksamen Legende von der klassenlosen Solidargemeinschaft des Burgfriedens auf: Ob im Militär oder in der starr hierarchisch aufgebauten Gesellschaft des Kaiserreichs lebten und litten die Menschen auf höchst unterschiedlichen Niveaus. Vaterlandslose
Gesellen endet optimistisch mit dem Sieg der Revolution im November
1918 in Berlin, was angesichts der Zeitumstände, in denen das Buch
entstand - wenige Jahre vor dem legalisierten Putsch der Nazis - ebenso
überrascht wie die generelle Wirkungslosigkeit der deutschen Antikriegsliteratur
vor 1933. Die Mehrheit der Deutschen hatte nichts aus ihren Erfahrungen
gelernt und folgte ihrem Führer sehenden Auges in eine noch größere
Katastrophe, deren Motive - gewalttätiger Nationalismus und Militarismus
- und Mechanismen - ein totalitärer Staat und seine Propaganda
- Scharrer und andere längst analysiert und bloßgestellt
hatten. Erst totale Niederlage und Verwüstung machten sie belehrbar. |
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Links: |
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Tag: #Scharrer |
Datum: 21.12.2013 |
Titel: Bernd Höffken: Schicksale jüdischer Ärzte aus Nürnberg nach 1933. Berlin 2013. 456 S., zahlr. Abb. ISBN 978-3-86331-157-5. 29,90 EUR. |
Der Mediziner Höffken legt hier ein lokales Standardwerk zu seinen von den Nazis verfolgten jüdischen Berufskolleg(inn)en vor. Sorgfältig auf einer breiten Quellenbasis gearbeitet stellt er im Hauptteil des Buches in 107 Kurzbiografien und einer Liste von 26 Personen, von denen nur fragmentarische Informationen ermittelbar waren, ihre Lebensläufe und die ihrer engsten Angehörigen dar. Eine Einleitung über die Stufen der NS-Verfolgung der jüdischen Ärzte zeigt die Rahmenbedingungen, die zu Auswandern oder Ermordung führten, ein Personenregister erschließt den Band. Höffkens
Buch lässt Nürnberg mit anderen Großstädten gleichziehen,
was die Aufarbeitung der Geschichte seines Berufsstandes betrifft. Zusammen
mit Reinhard Webers Büchern über jüdische Rechtsanwälte
und Staatsjuristen in Bayern (s. Links) verfügt die Forschung nun
über eine auf Vorarbeiten wie das zweibändige Gedenkbuch
für die Nürnberger Opfer der Schoa aufbauende, solide
Grundlage zu den beiden wichtigsten jüdischen Akademikergruppen.
Weitere Arbeiten mit diesem Ansatz sollten folgen, v.a. nach spezifischen
Gewerbezweigen. Nach wie vor nicht umfassend behandelt sind die nichtjüdischen
NS-Opfer, ein Zustand, der bald 70 Jahre nach Kriegsende verwundert. |
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Links: Reinhard Weber: Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933 Reinhard Weber: Rechtsnacht: Jüdische Justizbedienstete in Bayern nach 1933 |
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Tag: #Hoeffken |
Datum: 27.08.2013 |
Titel: Johann Fleischmann (Hg.): Mesusa 9. Carl Marschütz aus Burghaslach, Gründer der Nürnberger Hercules-Werke. Spuren jüdischer Vergangenheit an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach. Mühlhausen 2013. 411 S., zahlr. (Farb-)Abb. ISBN 978-3-933623-17-1. |
Im
neunten Band seiner seit 1998 erscheinenden Reihe Mesusa legt
der unermüdliche Forscher und Publizist Johann Fleischmann anlässlich
des 150. Geburtstags von Carl Marschütz (1863 - 1957) eine umfangreiche
Dokumentation über das Leben des jüdischen Zweiradindustriellen
und seine Familie vor, die mit Zuwanderung nach Nürnberg, wirtschaftlichem
Aufstieg und Vertreibung durch die Nazis als beispielhaft für diese
gesellschaftliche Gruppe gelten kann. Auf der Grundlage jahrelanger
Recherchen entstand eine Grundlagenarbeit zur lokalen Wirtschaftsgeschichte,
die künftig nicht nur bei der Beschäftigung mit der jüdischen
Vergangenheit von Region und Stadt berücksichtigt werden muss und
zum wiederholten Mal die Frage aufwirft, wie viel Einfallsreichtum und
Unternehmergeist Nürnberg und Deutschland durch den Rassenwahn
verloren ging. |
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Links: |
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Tag: #Mesusa_9 |
Datum: 19.10.2012 |
Titel: Lucie Adelsberger: Auschwitz. Ein Tatsachenbericht. Hg. von Eduard Seiler. 2. verbesserte und mit einem Anhang versehene Ausgabe. Bonn 2005. ISBN 3-416-02986-0. 17 Abb., 230 S. |
Lucie
Adelsberger wurde am 12.04.1895 in Nürnberg als ältestes von
drei Kindern der Kaufmannseheleute Isidor und Rosa Adelsberger geboren.
Trotz des frühen Todes ihres Vaters 1906 erwarb sie eine damals
für Frauen noch nicht selbstverständliche höhere Schulbildung,
studierte in Erlangen Medizin, erhielt 1920 ihre Approbation und promovierte
1921. |
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Link: |
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Tag: #Adelsberger |
Datum: 06.09.2012 |
Titel: Reinhard Weber: Rechtsnacht: Jüdische Justizbedienstete in Bayern nach 1933. München 2012. 205 S., zahlr. Abb. ISBN 978-3981380828. |
Nach sechs Jahren legt der Autor nun die unverzichtbare Komplementärarbeit zu seinem Standardwerk Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933 (s.u. Link) vor, in der er in bewährtem Formular 216 Kurzbiografien von Richtern, Staatsanwälten und Notaren im links- und rechtsrheinischen Bayern auf einer breiten Quellengrundlage bietet, wobei das konsequent durchgearbeitete Register auch die personenbezogenen Informationen im umfangreichen (135 S.) Darstellungsteil erschließt. Die Intention des Autors für sein Buch beschreibt er im Vorwort selbst: Das Anliegen von Rechtsnacht - Jüdische Justizbedienstete in Bayern nach 1933 ist es, die Einzelschicksale zu dokumentieren. Dabei geht es nicht um eine Auseinandersetzung mit den Ursachen des Nationalsozialismus. Auch der unheilvolle Beitrag, den Teile der bayerischen Justiz zur Zeit des nationalsozialistischen Terrorregimes leisteten, liegt nicht im Fokus. Das Buch ist auch nicht die Antwort auf die Frage, wie eine ähnliche Entwicklung heute verhindert werden könnte. Dieses Buch hat vielmehr die Einzelschicksale im Blick. Es soll der Anonymisierung von Leid und Verfolgung entgegenwirken. Es soll den Betroffenen einen Namen geben, soll zeigen, dass es individuelle Menschen waren, die hier in ihrer gesamten Existenz getroffen wurden. Wie schon bei den Rechtsanwälten greift die Darstellung, die 1860 einsetzt, dem Nationalsozialismus weit vor, um den faktischen Antisemitismus in der Staatsverwaltung bereits des Königreichs Bayern zu belegen, und geht über ihn hinaus, indem auch die Themen Wiedergutmachung und Remigration angesprochen werden. Eine der vielen Facetten, die sich so aus der Lektüre erschließen, ist die Ambivalenz einiger jüdisch versippter, also mit Rassejüdinnen verheirateter Staatsjuristen, unter denen sich durchaus Mitglieder der NSDAP und der SA befanden. Auch die juristischen und politischen Karrieren der ehemals Verfolgten in Nachkriegsbayern sind hinsichtlich ihrer Akzeptanz durch Staat und Gesellschaft aufschlussreich. Wieder
hat Weber ein Werk geschrieben, das sich ebenso zum Nachschlagen wie
zum Durchlesen von Anfang bis Ende eignet. Es vermittelt die individuellen
Lebensläufe, detailliertes Wissen über die administrativen
Abläufe der Diskriminierung und Verdrängung der betroffenen
Juristen und zeigt Parallelen und Unterschiede im Verhalten der Gruppe
auf. |
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Link: Reinhard Weber: Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933. |
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Tag: #Weber_Staatsjuristen |
Datum: 28.04.2012 |
Titel: Wolfgang & Kevin Thomas: Jethro Tull Over Germany. Fotos und Geschichten aus über 4 Jahrzehnten. Verlag Siegener Rock-Museum, Siegen 2012. Hardcover, 256 S., 24 x 30 cm, zahlr., tw. farb. Abb. ISBN 978-3-00-037254-4, 39 EUR. |
Kann ein eckiges Buch eine runde Sache sein wie der Markenzeichen-Luftballon, mit dem Ian Anderson, Frontmann und Kopf von Jethro Tull, gleich vom Cover weg den Betrachter (und im Konzert die Besucher) bewirft? Im Falle des vom Vater-Sohn-Gespann Thomas aus Siegen recherchierten, getexteten und üppig illustrierten Bandes Jethro Tull Over Germany heißt die Antwort ganz klar Ja, wobei Senior Wolfgang aus der Schatzkiste seiner Erfahrung als Musikjournalist und den in vier Jahrzehnten erworbenen Detailkenntnissen und Beziehungen schöpfen kann. Als Profi verliert er trotz der Begeisterung für den Gegenstand, die nötig ist, um innerhalb von nicht einmal 1 ½ Jahren ein solches, nicht nur im papiernen Ergebnis kiloschweres Projekt zu stemmen, nie die sympathisierend analytische Distanz, was das Gemeinschaftswerk mit Junior Kevin auch für nicht Tull-Fans lesenswert macht. Durch diesen Ansatz erschließen sich viele zusätzliche Aspekte, die über eine reine Chronologie der Bühnenkarriere der stilbildenden britischen Classic Folk Rock Band in Deutschland hinausgehen und das Buch zu einem Streifzug durch einen Bereich der hiesigen populären Kultur machen, dessen Wirksamkeit für die gesellschaftliche und persönliche Entwicklung diejenigen, die ihn durch die Gnade der frühen Geburt in voller Blüte erlebt haben, nicht bestreiten werden: Den angelsächsischen Rock'n'Roll und seinen bis tief in die teutonische Provinz hinein bewusstseinserweiternden Aha-Effekt in Form von Konzerten, TV-Auftritten, Radiosendungen, Schallplatten und (am zünftigsten selbst aufgenommenen) Tonbändern und Musikkassetten! In einer noch nicht reizüberfluteten Epoche, die eigentlich gar nicht sooo lange zurückliegt, musste man vom Erlebnis eines Livekonzerts seiner Helden noch wochenlang im oft drögen Alltag zehren (ohne das als Mangel zu empfinden) und verdaute so die akustischen (obligatorischer, hartnäckiger Brummton im Ohr, weil man übermütig wieder zu nahe am Boxenturm stand) und optischen (Lightshows oder die wirklich echte Monsterglocke auf AC/DC's Hell's Bells Tour) Eindrücke nachhaltiger, weshalb sie einem heute noch durch ein Gitarrenriff oder einen Basslauf abrufbar in den Knochen stecken. Die zeitliche Dimension von Jethro Tull Over Germany wirft gerade bei einer Gruppe, die das Problem schon in ihren frühen Jahren im Titel Too old to rock'n'roll: too young to die vorwegnahm, eine weitere interessante Frage auf: Wie werden Musiker, ihre Musik und deren männliche und weibliche Anhänger gemeinsam älter, wenn es mit dem in pubertärem, nicht ganz nüchternem Überschwang formulierten Hope I die before I get old nicht geklappt hat (gottseidank, bei Keith Moon leider schon)? Die Statements der Akteure auf, hinter und vor der Bühne im Buch Thomas legen den tröstlichen Schluss nahe, dass diese natürliche Entwicklung durchaus in würdevoller Würdelosigkeit verlaufen kann, da die jeweilige Jugend weder gute Musik noch eine glaubhafte Lebenseinstellung für sich gepachtet hat. Also braucht es einem nicht bange davor zu sein, eines Tages als erster Opa mit Stereoanlage inklusive Röhrenverstärker, LP-Sammlung, Glitzer-Plateauschuhen und Queen-Poster in die Seniorenresidenz einzurücken. Das endgeile Gefühl der Verwegenheit, als Erster in der Klasse des humanistischen Gymnasiums einen Ohrring getragen zu haben, kann uns heute kein ich weiß nicht wo überall (und will es auch gar nicht wissen) gepiercter Jungspund nehmen. Und die Musik ist sowieso zeitlos, wie die zunehmende Zahl von Kids zeigt, die in Fan-Shirts von Bands (G'N'R!?) herumläuft, die sie schon pränatal erlebt haben müssen. Ich persönlich warte ja auf den ersten Fünfzehnjährigen, der sich so als Buddy-Holly-Tifoso outet. Natürlich wird auch die im Untertitel formulierte Aufgabe, die die Autoren sich selbst gestellt haben, mühelos mittels Interviews, Augen-/Ohrenzeugenberichten, Zitaten aus authentischen Quellentexten wie Zeitungskritiken und raren Fotoaufnahmen erfüllt. Hoffentlich
wissen sich Chefcharismatiker Anderson sowie seine früheren
und jetzigen Mitstreiter diesen A Tribute to zu schätzen.
Für mich als stolzem Besitzer von Bursting Out, dem ersten
Live-Doppelalbum von Jethro Tull in einer zeitgenössischen
Pressung (vom Zweitausendeins-Versand mit abgeschnittener Cover-Ecke,
also preisreduziert, mehr war damals taschengeldtechnisch nicht drin),
ist es schon eine Ehre, in ihm auf S. 95 ganz bescheidenen mit einem
Zitat aus einem Tagebucheintrag vertreten zu sein, in dem ich meine
Eindrücke vom witzig-spektakulären Gig der Truppe
in Nürnberg am 9. Juli 1988 beim Out In The Green Festival
im Volkspark Dutzendteich schildere. Rock'n'Roll (und jede
ernst gemeinte, gespielte und gefühlte Musik, egal wie sie heißt)
is here to stay! |
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Links: |
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Tag: #Jethro_Tull |
Datum: 29.01.2012 |
Titel: transversal. Zeitschrift für Jüdische Studien 12. Jg. 1+2/2011 (Selbstanzeige). |
Centrum
für Jüdische Studien der Karl-Franzens-Universität Graz
(Hg.): transversal. Zeitschrift für Jüdische Studien.
12. Jg. 1+2/2011. Graz 2011. 189 S. ISSN 1 607-629X. Inhalt |
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Links: Persecuted, murdered, forgotten - Jews from Poland in Nuremberg |
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Tag: #transversal_2011 |
Datum: 19.11.2011 |
Titel: Michael Berger, Gideon Römer-Hillebrecht (Hg.): Jüdische Soldaten - Jüdischer Widerstand in Deutschland und Frankreich. Paderborn - München - Wien - Zürich 2012, 572 S., 14 Abb., ISBN 978-3-506-77177-3. |
Der
von Michael Berger (Historikeroffizier im Militärgeschichtlichen
Forschungsamt der Bundeswehr und Vorsitzender des Bundes jüdischer
Soldaten) und Dr. Gideon Römer-Hillebrecht (Generalstabsoffizier
im Bundesministerium für Verteidigung und stellvertretender Vorsitzender
des Bundes jüdischer Soldaten) herausgegebene Band stellt
erstmals in der deutschen Historiographie die titelgebenden Themen umfassend
dar und zieht daraus Schlussfolgerungen für beide Länder und
den weiteren Weg der europäischen Einigung unter folgenden Leitfragen: * Michael Berger: Dr. Ludwig Frank - Idealist, Visionär und Kämpfer für den Frieden * Dr. Thorsten Loch: Doderer Schmul - ein napoleonischer Soldat aus Niederzissen * Dr. Norbert Schwake: Deutsche und österreichische jüdische Soldaten an der Palästinafront im Ersten Weltkrieg * Anne Külow: Die Dreyfus-Affäre: Antisemitismus in Gesellschaft und Armee der Dritten Französischen Republik * Dr. Gideon Römer-Hillebrecht: Erinnerung als Widerstand: Jüdisches Gefallenengedenken - Tradition und politische Sinngebung in Deutschland * Rainer L. Hoffmann: Jüdische Widerstandsgruppen in Deutschland - Die Herbert-Baum-Gruppe * Dr. Peter Fisch: Deutsche Juden in der französischen Résistance * Gerhard Jochem: Kämpfer für die Ehre und Freiheit des Menschentums: Nürnberg-Fürther jüdische Emigranten in den Armeen der Alliierten 1939 bis 1945 * Prof. Dr. Thomas R. Elßner: Bunte Wehr. Innere Führung - Ethnische, kulturelle und religiöse Vielfalt in der Bundeswehr im Spiegel der Jahresberichte der Wehrbeauftragten 1960 bis 2009 *
Dr. Gideon Römer-Hillebrecht: Jüdischer Kosmopolitismus
als Chance - Die Bedeutung des jüdischen Erbes für die Zukunft
Europas |
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Links: |
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Tag: #Juedische_Soldaten |
Datum: 19.11.2011 |
Titel: SOS Kinderdorf e.V. im Mehrgenerationenhaus St. Leonhard-Schweinau (Hg.): Leonharder Lesebuch - meine Geschichte. Bearbeitet von Christine Gaberdan, Anton Kromer und Gabi Müller-Ballin. Nürnberg 2011, 51 S., spiralisiert, zahlr. (Farb-)Abb., 2 EUR. |
Die ansprechend aufgemachte und sorgfältig redigierte Broschüre enthält, meist aus der Sichtweise der dort lebenden Menschen, Darstellungen der jüngeren Geschichte und Gegenwart eines Nürnberger Quartiers, das wegen seiner Lage in der nach wie vor abschätzig betrachteten Südstadt und der Zusammensetzung seiner Bevölkerung mit einem hohen Anteil an Flüchtlingen, Aussiedlern und Migranten als problematisch gilt. Naturgemäß will sie dieses negative Image korrigieren, ohne jedoch St. Leonhard weltfremd in eine Multikulti-Idylle umzudeuten. Der Versuch, beim ansässigen Leser Identifikation und beim auswärtigen Neugierde zu erzeugen, scheint geglückt, hoffentlich auch durch die Texte, die wir beigesteuert bzw. vermittelt haben: * Vom Dorf in die große Stadt - meine Kinder- und Jugendjahre in St. Leonhard von Barbara Christ (S. 10 - 11) * Mein Leben in St. Leonhard von Olga Grineva (S. 15) * Endstation Finkenstraße: Jüdische Viehhändler in St. Leonhard und die Deportation am 10. September 1942 von Gerhard Jochem (S. 18 - 21) * Boris Khalfin - Zum ersten Mal in Deutschland. Im Zweiten Weltkrieg von Olga Grineva (S. 22 - 23) *
Boris Khalfin - Zum zweiten Mal in Deutschland. Emigration von Olga
Grineva (S. 24 - 25) |
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Tag: #Leonhard |
Datum: 27.08.2013 |
Titel: Johann Fleischmann (Hg.): Mesusa 8. Aus der jüdischen Vergangenheit von Walsdorf, Lonnerstadt, Aschbach und anderen Orten Frankens. Mühlhausen 2011. 391 S., zahlr. (Farb-)Abb. ISBN 978-3-933623-16-4. |
Wie
schon in den früheren Ausgaben hat der Herausgeber im mittlerweile
achten Band der Reihe Mesusa eine Fülle vornehmlich biografischer
Informationen zusammengetragen, deren Relevanz durch den Verlauf der
deutsch-jüdischen Geschichte weit über die Grenzen des von
ihm vertretenen Arbeitskreises Jüdische Landgemeinden an Aisch,
Aurach, Ebrach und Seebach hinausgeht. Mesusa 8 bietet
dafür ein besonders originelles Beispiel, indem eine genealogische
Verbindung zwischen dem niederländischen Königshaus und der
aus Lonnerstadt stammenden Familie Gerst nachgewiesen wird. |
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Links: |
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Tag: #Mesusa_8 |
Datum: 06.03.2011 |
Titel: KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hg.): Nationalsozialistische Germanisierungspolitik und ihre Folgen. Das Beispiel Slowenien (= Neuengammer Studienhefte 2). Hamburg 12/2010. ISSN 2190-3158, 72 S., 2,50 EUR. |
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Das
(kostengünstige) Heft dokumentiert die Ergebnisse einer Tagung
und einer Ausstellungspräsentation der Hamburger KZ-Gedenkstätte
im Herbst 2009. Es beschränkt sich nicht auf lokale und regionale
Aspekte des komplexen Themas, die selbstverständlich auch behandelt
werden, sondern bietet fundierte Beiträge, die allgemein als Einstieg
dienen können. Besonders zu erwähnen sind dabei die Texte
von Klaus Thörner (Der ganze Südosten
ist unser Hinterland - die geschichtlichen Hintergründe der
Germanisierungspolitik in Slowenien), Andreas Strippel
(Besatzungspolitik und Zwangsgermanisierung in Slowenien - Umsiedlungs-,
Vertreibungspolitik und Selektionspraxis), Eckart Dietzfelbinger
(Die Zwangsarbeit von Sloweninnen und Slowenen in Deutschland) und Sven
Jacobs (Deutsche Entschädigungspolitik. Hintergrundinformationen
zum Dokumentarfilm Ein Kredit ist keine Entschädigung).
Die jeweiligen Literaturangaben ermöglichen jederzeit eine Vertiefung. |
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Link: |
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Tag: #Neuengamme |
Datum: 31.10.2012 |
Titel:
Stadtarchiv München (Hg.): Biographisches Gedenkbuch der Münchner
Juden 1933 - 1945. Erarbeitet von Andreas Heusler, Brigitte Schmidt,
Eva Ohlen, Tobias Weger und Simone Dicke. Mitarbeit: Maximilian Strnad. |
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Die
großformatigen und schwergewichtigen Bände des Münchner
Gedenkbuches, in dessen Geleitwort der Oberbürgermeister unseren
Autor, den gebürtigen Fürther Willie Glaser zitiert, sind
das Ergebnis des letzten großen Projekts dieser Art in Bayern,
das nach Aussage der Verantwortlichen zu Beginn der 1990er Jahre anlief.
Somit konnte man sich bei Strukturierung und Erschließung der
zusammengetragenen umfangreichen Sammlung biographischer Daten entweder
an den bereits vorhandenen Werken orientieren oder bewusst von ihnen
abgrenzen. |
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Links: Liste der Münchner Opfer der Schoa bei rijo-research.de Online-Version
des Biographischen Gedenkbuchs auf der Website der Stadt München |
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Tag: #Muenchen_Gb |
Datum: 18.12.2010 |
Titel: transversal. Zeitschrift für Jüdische Studien. 10. Jg. 1/2009: Pop. Hg. vom Centrum für Jüdische Studien an der Karl-Franzens-Universität Graz. 100 S. ISSN 1 607-629X. |
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Mit
dieser englischsprachigen Ausgabe beweisen Herausgeber und Redaktion
ihre Bereitschaft zum Experiment und die von ihnen vertretene Disziplin
die Bandbreite ihres Forschungsgegenstands, denn es geht in ihr nicht
primär um jüdische Vergangenheit, sondern aktuelle Bilder
des Jüdischseins in der nordamerikanischen Popkultur. Danach
werden lebendig und erkenntnisreich anhand von Beispielen aus den Bereichen
Musik (von Kinky Friedman bis zum Ju-Tang Clan), Kino (u.a. die Filme
der Coen-Brüder, v.a. The Big Lebowski), TV (außer
den u.a. Serien Welcome Back Kotter und Taxi), Comics
und Belletristik neue Einblicke vermittelt und Entwicklungen dargestellt,
die nur der wissenschaftliche Beobachter der US-Szene kennt. So kann
den Stellenwert der Fernsehserie Seinfeld, die es in Deutschland
nie über einen Sendeplatz außerhalb der Prime Time brachte,
für das postmoderne Spiel mit Stereotypen und ihre Überwindung
nur eine Nordamerikanerin (die Kanadierin Rosalin Krieger) ermessen,
die sie sogar zu ihrem Dissertationsthema gemacht hat. Ein
Seinfeld für das TV-Programm vergleichbarer Meilenstein
in der fiktionalen Literatur war Michael Chabons 2006 erschienener Kriminalroman
The Yiddish Policemen’s Union, den sowohl Caspar Battagay
als auch Daniela Mantovan unter Aspekten des Genres und der Sprache
analysieren.
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Links: |
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Tag: #transversal_1_2009 |
Datum: 13.12.2010 |
Titel: Robert Schopflocher: Weit von wo. Mein Leben zwischen drei Welten. LangenMüller Verlag, München 2010. 288 S., 30 Abb. ISBN 978-3-7844-3236-6. |
Der
1923 in Fürth geborene und in Buenos Aires lebende Erzähler
Robert Schopflocher kann für sich in Anspruch nehmen, einer der
letzten der deutschsprachigen Schriftsteller zu sein, die von den Nazis
in die Emigration gezwungen wurden. Anders als die Angehörigen
der ersten Generation, wie Lion Feuchtwanger oder Stefan Zweig, dem
er noch persönlich begegnete, verdiente er sich ersten literarischen
Ruhm in der Landessprache seiner neuen Heimat Argentinien, bevor er
begann, seine Werke selbst ins Deutsche zu übertragen. Dennoch
steht seine Autobiografie inhaltlich und sprachlich in der Tradition
der Exilliteratur, ist altmodisch im besten Sinne: Schopflocher beschreibt
sein „Leben zwischen drei Welten“ aus einer reflektierenden
Distanz zu sich und dem Erfahrenen. Er tritt immer dann bereitwillig
hinter das Narrativ zurück, wenn er aus seiner besonderen Perspektive
eines gebürtigen Mitteleuropäers in Lateinamerika Wissen über
die dortige Kultur und Geschichte vermitteln will, das er zurecht als
in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht verbreitet annimmt. |
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Links: |
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Tag: #Schopflocher |
Datum: 27.03.2010 |
Titel (Selbstanzeige): Mesusa 7. „Der Tag, an dem meine Schoah begann“. Die Geschichte des Baruch Ron. Mühlhausen 2010. 172 S., zahlr. Abb. ISBN 978-3-933623-15-7. 15 EUR. |
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Baruch
Ron wurde im Dezember 1924 in Adelsdorf als Berthold Rindsberg geboren.
Seine Eltern waren der aus Uehlfeld stammende Felix Feist Rindsberg
und Selma, geb. Stühler. Sie heirateten 1922. 1923 kam der erste
Sohn Siegfried zur Welt, nach Berthold 1924 wurden 1927 Rosi und 1932
Rudolf geboren. |
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Links: |
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Tag: #Mesusa_7 |
Datum: 13.02.2010 |
Titel: Edgar Pielmeier (Fotografien), Heide Inhetveen (Texte): Hier ist verborgen. Impressionen vom Jüdischen Friedhof in Sulzbürg. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung. Neumarkt (Opf.) 2009. 87 S., zahlr. Abb. ISBN 978-3-00-029257-6. |
S.
36: „Gott möge sein Blut rächen.“
S.
82: Sulzbürg - ein geeigneter Urlaubsort für orthodoxe
Juden |
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Link: |
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Tag: #Sulzbuerg |
Datum: 16.01.2010 |
Titel: Seyran Ates: Der Multikulti-Irrtum. Wie wir in Deutschland besser zusammenleben können. Berlin 2007. 282 S. ISBN 978-3-550-08694-6. |
Deutsch-türkisches Tacheles S. 202 f.: Die vielfach falsch verstandene Toleranz der deutschen Gesellschaft fördert und stärkt in extremer Weise die bereits existierenden Parallelgesellschaften sowie den Zulauf zu fundamentalistischen Glaubensgemeinschaften. S. 214: Ich vertrete [...] die Ansicht, dass Muslime, die sich eine islamische Gesellschaftsordnung wünschen, wenn auch 'nur' für ihre Parallelgesellschaft, Deutschland bzw. Europa besser verlassen und in ein islamisches Land ziehen sollten. [...] Das bedeutet freilich nicht, dass wir keinen konservativen Islam akzeptieren dürfen. Nein, zu einer Demokratie gehört, dass wir mit Menschen in einer Gesellschaft friedlich zusammenleben, die mit uns nicht in allen Fragen des Lebens einer Meinung sind. Zu einer Demokratie gehört es aber auch, dass dieser Freiheit Grenzen gesetzt sind. Unser Grundgesetz, unsere Verfassung setzt diese Grenzen. S. 217: Was wir brauchen, ist ein islamischer Luther. Wobei es wahrscheinlich nicht einem einzigen Menschen vorbehalten sein wird, den Islam zu reformieren, es werden viele Männer und Frauen gemeinsam daran arbeiten müssen. Und im Gegensatz zur Reform des Christentums werden die Frauen die treibenden Kräfte sein. S. 242: Die Identifikation mit einem Land kann ohne Kenntnis der Sprache nicht gelingen. Daher bin ich unbedingt dafür, in unseren staatlichen Schulen eine Deutschpflicht einzuführen. Damit muss und darf keineswegs der Verlust der „Herkunftssprache“ einhergehen. Ein demokratisches Land wie Deutschland, das sich auf dem besten Weg befindet, ein Einwanderungsland zu werden, muss auch die Verantwortung dafür übernehmen, dass eine Sprache, die von seiner Bevölkerung gesprochen wird, nicht untergeht. Es ist an der Zeit, den Sprachreichtum, der in diesem Land vorhanden ist, als außerordentliche Ressource zu begreifen und dem in den Curricula der Schulen Rechnung zu tragen. S. 245: Dass die Beherrschung von Sprachen und die Fähigkeit zum Sprachenlernen Kompetenzen sind, die einem sowohl private als auch berufliche Perspektiven eröffnen, ist mittlerweile allgemein bekannt. Deswegen ist überhaupt nicht einzusehen, dass Kinder, die ganz normale staatliche Schulen besuchen, davon ausgeschlossen sein sollten. Mehrsprachigkeit darf kein Privileg von Akademikerkindern sein. S. 247 f.: Wir leben in Deutschland in einer multikulturellen Gesellschaft und befinden uns auf dem Weg zu einer transkulturellen Gesellschaft, in der die Kulturen nicht mehr für sich nebeneinander existieren, sondern sich wirklich mischen und dabei etwas Neues entstehen lassen. Und meiner Meinung nach ist das auch gut so. Vielfalt ist Reichtum. Auch Reichtum an Sprachen. Jedes Integrations- und Bildungskonzept muss dieser Tatsache Rechnung tragen. Das heißt für Deutschland unter anderem ganz konkret, dass Deutsche und Türken in der Schule Kenntnisse voneinander vermittelt bekommen müssen. [...] Integration und interkulturelle Kompetenz sind nicht nur von einer Seite zu verlangen. S. 248: Die Wiege von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ist meist die Familie. Hier werden Verhaltensweisen und Einstellungen vermittelt und geprägt. Die Schule hat gegenzusteuern, Korrekturen vorzunehmen und den Kindern Werte und Modelle für ein tolerantes, verantwortliches und am anderen interessiertes Leben zu vermitteln.
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Links: rijo: Helden der Großstadt: Der türkische Straßenkehrer teribloG: TÜRKIYE! oder als der Dutzendteich zum Roten Meer wurde Volker Weiß: Die autoritäre Revolte. Die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes. |
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Tag: #Ates |
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